Eine Eizelle, sie alle zu knechten, sie alle zu finden, in die Schule zu treiben und ewig zu binden. Im Semi, wo die Brunke droht
Mit diesem Spruch, der an die Anfangsworte des Herrn der Ringe angelehnt ist, wird eine waghalsige Mission eingeleitet, die spannender als die des Originals kaum sein könnte. Nach einem vielversprechenden Trailer, der mit der Originalmusik der Filmtrilogie unterlegt ist, tritt Emil Sailer, auf die Bühne, nachdem er schon zuvor nach Anfangsschwierigkeiten den Beamer gestartet hatte, um den Trailer zu zeigen. In unverwechselbarer Wünsch-Manier erläutert er dem Publikum die Absicht der geplanten Mission, während im Hintergrund eine bewusst scheußlich-schrille Version der Auenland-Melodie aus dem Original für Schmunzeln sorgt.
Um den Fluch der Schwangerschaft am DHG zu beenden, der seit geraumer Zeit für einige Lehrerausfälle sorgt, aber auch um die Freiheit des von der „dunklen Herrscherin“ tyrannisierten Semis wieder herzustellen, müssen der Kampf gegen diese aufgenommen und die Eizellen „ins Feuer“ geworfen werden.
Alles beginnt mit einer Eingebung von Kai Wagner, dem während des Rauchens seines Joints bei Raggae-Musik Gott, auch genannt Mister G. , in Person von Julian Nagl erscheint. Dieser fordert ihn auf (natürlich nicht ohne sich vorher einen Zug genehmigt zu haben, da er dessen ausgeprägte Neigung zum Rauchen teilt), eine Gemeinschaft einzuberufen, um die Eizellen zu zerstören und aus dem Semi wieder ein freies Land zu machen.
Also macht sich Kai auf zum Speisesaal der Schule, wo gerade die 75.Widerstandssitzung der revolutionären Lehrer unter der Leitung von Lucas Paris stattfindet. Zur Sitzung erscheint (natürlich verspätet) auch Maurits Naeßl-Doms. Nachdem dieser seine unzähligen Milchtüten ausgepackt und Louis Daob, erstmal sämtliche Handys einkassiert hat, macht sich Kai daran, den Versammelten seinen Plan zu erklären, woraufhin die „Verstörten“ beschließen, die Mission zu starten. Um herauszufinden, wo sich das Feuer befindet, in das die Eizellen geworfen werden müssen, flößt Luca-Maurice Redmann Lucas pures Methanol ein, woraufhin dieser lallend weiß sagt, dass man dem „Rauch der Schergen“ folgen müsse, um zum Feuer zu gelangen. Im Rätseln darüber, was es mit diesem Rauch auf sich haben solle, gehen die Lehrer zunächst auseinander.
Währenddessen sitzt Doris Trenchant in ihrem mit französischen Fähnchen und einem Porträt Francois Hollandes geschmückten Büro und geht ihren alltäglichen Pflichten nach. Bei ihr sind ihre treuen Untertanen, Sinja als Kammerzofe, Annika Kreuziger, die gerade dabei ist, Crêpes zu backen, sowie ihr Schutzpolizist, welcher von Julian Meergans gespielt wird. Mitten in eine Diskussion über das „aufgrund von Bestellungen diverser France-Mobile und Croissants mangelnde Geld“ (Nathanael Pfanner) platzt Thomas Zürn herein, und in seiner Gedankenlosigkeit weiht er die Anwesenden in die geheime Mission ein, woraufhin diese empört den Gruppe an ihrem Vorhaben zu hindern. Dieser hat im anschließenden Battle gegen Luca-Maurice jedoch das Nachsehen.
Nach ewiger Internet-Recherche („Mit Linux wär´s schneller gegangen“) hat der Widerstandstrupp mittlerweile herausgefunden, was es mit dem mysteriösen Rauch der Schergen auf sich hat : Sie müssen dem vom Gartenhaus aufsteigenden Zigarettenqualm der Hauswirtschaftsangestellten folgen, um zum Schicksalsfeuer zu gelangen, in das die Eizellen, die Maurits nach anfänglichem Missverständnis inzwischen geholt hat, geworfen werden müssen.
Gleichzeitig mit ihnen kommt aber auch die „Herrscherin“ mit ihrem Gefolge am Gartenhaus an, kann den Trupp jedoch nicht mehr daran hindern, die Mission endlich zu erfüllen und die Eizellen zu vernichten.
Damit ist die Geschichte erzählt. Jannis Schmidle tritt auf die Bühne und berichtet, die Bühne fegend, vom erfolgreichen Ende der Mission. Am Ende der Aufführung stellt Julian Meergans, der neben Emil Sailer für das Drehbuch und die Umsetzung des Stücks zuständig war, nochmals die einzelnen Darsteller der Lehrer vor. Dann fällt der Vorhang.
Insgesamt war das diesjährige Kabarett der J1 eine sehr gelungene Vorstellung, deren zahlreiche Anlehnungen an das Original nicht nur den Herr-der-Ringe-Kennern zu gefallen wussten. Auch die Umbaupausen zwischendurch wurden durch kurzweilige Tanzeinlagen wie von Annika Kreuziger, in die auch das Publikum mit einbezogen wurde, oder witzige Anekdoten aus der Welt der Naturwissenschaft von Louis und Kai (mit Doppelbesetzung) garniert. Auch die Lehrer waren wieder einmal hervorragend getroffen, den meisten Schülern waren ihre Rollen geradezu auf den Leib
geschnitten. Und natürlich gab es auch dieses Jahr den obligatorischen Running-Gag, diesmal in Person von Emil, der des öfteren während der einzelnen Szenen des Stücks zur Tür hereinplatzte, vergeblich bemüht, einen freien Raum zu finden. Oder um es im Sinne des bekannten Sprichwortes aufgrund der leicht verspäteten Aufführung zu sagen: Was lange währt, wird endlich gut !
Vincent Jürgens
Fotos von der diesjährigen Kabarettaufführung finden Sie in den Fotostrecken .