Frau Fuß, Sie sind nun bereits mehr als 100 Tage bei uns am DHG. Wie ist Ihr erster Eindruck bisher?
Ich ging am Anfang des Schuljahres vom Torkel zum gelben Gebäude und dachte nur: es ist ein Gefühl des Angekommenseins! Soll heißen: ich fühle mich durch die Menschen, meine Aufgaben und die besondere Atmosphäre hier am DHG durchweg wohl. Dabei habe ich nicht das Gefühl von Arbeit, sondern eines meiner Lebensziele erreicht zu haben: mein Beruf wurde zur Berufung!
Was unterscheidet unsere Schule von Ihren bisherigen?
Bisher war ich am Graf-Zeppelin-Gymnasium in Friedrichshafen, wo ebenfalls ein sehr gutes Schüler-Lehrer-Verhältnis herrschte und ich mich sehr wohl gefühlt habe. Ich habe dort sehr gerne unterrichtet, der Umgang mit den Schülern in einer lockeren und doch effektiven Arbeitsatmosphäre hat mir viel Spaß gemacht. Umso mehr freue ich mich, dass dies auch hier der Fall ist. Was beide Schulen unterscheidet, ist zum einen die Größe: die Schule in Friedrichshafen ist größer und hat deutlich mehr Schüler. Ich habe daher das Gefühl, hier am DHG geht es familiärer zu, was sicherlich auch am Internat liegt. Und ein ganz deutlicher Unterschied ist natürlich die Lage der Schule, die Schule überhaupt. Nicht umsonst gilt hier das Motto der „Schule mit den besten Aussichten“ !
Was hat Sie dazu bewogen, ausgerechnet an unsere Schule zu kommen?
Ich habe 2004 nach meinem Refendariat am GZG begonnen. Und nach elf Jahren merkte ich einfach, dass es an der Zeit ist, eine neue Herausforderung anzunehmen. Als die Stelle der stellvertretenden Schulleitung ausgeschrieben wurde und ich mich über die Aufgaben und die Schule informiert habe, dachte ich: diese Chance will ich auf jeden Fall nutzen, denn das kann was ganz Besonderes werden!
Welche Erwartungen hatten Sie, als Sie hierher kamen? Wurden diese bisher erfüllt?
Meine Erwartung war, dass man mir sowohl von Eltern- , Schüler- als auch von Lehrerseite erst mal eher distanziert begegnen würde, und es doch eine gewisse Zeit dauern würde, bis ich mich hier einleben und meinen Platz finden würde. Doch glücklicherweise wurden diese Erwartungen in keinster Weise erfüllt – im Gegenteil! Ich wurde von Anfang an von allen Seiten mit einer großen Herzlichkeit aufgenommen, die mir direkt das Gefühl gab, Teil der großen DHG-Familie zu sein.
Was gefällt Ihnen hier bisher am besten?
Es gibt ganz viele Dinge, die mir am DHG gefallen, sodass es mir schwer fällt, zu sagen, was mir am besten gefällt. Zum einen bereitet mir die Zusammenarbeit mit den Schülern sehr viel Spaß! Man kann Spaß miteinander haben, die Schüler wissen jedoch immer, wann die Grenzen erreicht sind. Auch auf das Kollegium kann man sich verlassen: die Kollegen sind sehr hilfsbereit und motiviert und setzen sich mit großem Engagement für die Belange der Schüler ein! Auch wenn es beispielsweise um die Umsetzung von TuM-Tagen oder neuer Bildungspläne geht, ist jeder bereit, tatkräftig mitzuarbeiten. Die Zusammenarbeit im Leitungsteam, mit der Verwaltung, den Hausmeistern und der Hauswirtschaft macht mir ebenfalls großen Spaß, da das Zwischenmenschliche einfach stimmt, und dadurch gleichzeitig auch für Effektivität, Konstruktivität und Produktivität gesorgt ist – wobei ich gerade diese Kombination sehr schätze.
Gibt es dennoch etwas, das Sie von Ihrer bisherigen Schule hier bisher noch vermissen?
Sowohl an meiner alten Schule wie auch hier ist der wichtigste Punkt erfüllt worden: damals wie heute genieße ich es, in einer positiven und angenehmen Arbeitsatmosphäre arbeiten zu dürfen. Mit Sicherheit wird es mal Punkte geben, bei denen ich sagen werde, das wir die hier am DHG doch auch übernehmen könnten. Bisher bin ich aber einfach rundum zufrieden so, wie es ist.
Sie unterrichten ja sowohl Mathematik als auch Chemie. Welches der beiden Fächer mögen beziehungsweise unterrichten Sie persönlich lieber?
Das wechselt selbst innerhalb des Schuljahres immer mal wieder – und kommt ganz auf das Thema an. Wenn ich Stoff habe, von dem ich weiß, dass ich die Schüler damit aus der Reserve locken kann, tue ich mit damit natürlich leichter als wenn ich ein Thema unterrichte, bei dem ich mir das Hirn zermartere, wie ich es anstellen könnte, die Schüler dafür zu begeistern.
Was erhoffen Sie sich von Ihren Schülern im Unterricht beziehungsweise vom Umgang der Lehrer untereinander, besonders in der Kommunikation?
Unterricht macht mir besonders dann viel Spaß, wenn man als Lehrer die Zügel auch mal locker lassen kann und die Schüler dennoch merken, wann es wieder ernst wird und entsprechend mitziehen. Was Kommunikation anbelangt, so möchte ich die Schüler ermutigen, Probleme oder Ängste, die mit mir oder meinem Fach zu tun haben, auf direktem Weg mit mir zu klären, bevor sich etwas aufbaut, das zu einem späteren Zeitpunkt nur noch schwer zu beheben ist. Genau das Gleiche wünsche ich mir von meinen Kollegen: direkte Kommunikation und offene Aussprache, auch wenn es im ersten Augenblick unangenehm sein mag.
Was sind für Sie die schönsten Momente einer Lehrerkarriere?
Die schönsten Momente für mich als Lehrerin sind die, in denen ich einfach merke, dass der Funke zwischen mir und den Schülern übergesprungen ist. Wenn ein Schüler – was in meiner Erfahrung eher in der Unterstufe der Fall ist – nach der Stunde zu mir kommt und meint: „Heute hat´s richtig Spaß gemacht!“ oder „Heute habe ich das Thema endlich verstanden!“ Das sind solche Momente, die einem ein tolles Feedback geben.
Das Gespräch führte Vincent Jürgens.