Auch in diesem Jahr fand wieder die Studienfahrt nach Straßburg für die Klassen 10a, 10b, 11abg und 11c im Rahmen der Fahrtenwoche statt. Gemeinsam mit den vier Begleitungslehrern Herr Fischer, Frau Walle, Herr Schuck und Frau Braun fuhren wir am Mittwoch, den 22. Juli morgens in zwei Bussen Richtung Straßburg. Nach der etwa dreistündigen Fahrt stand jedoch zunächst der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof auf dem Programm. Auf diese Besichtigung hatte jede Klasse sich an den vorherigen zwei Tagen ausgiebig und angemessen vorbereitet, um die unfassbar schrecklichen Dinge, die in der Zeit von 1941 bis 1944 an diesem Ort verrichtet wurden, vollständig begreifen zu können. Dieser Besuch erforderte von uns mehr als 80 Schülerinnen und Schüler umfassende Gruppe ein respektvolles und dem Ort angemessenes Verhalten. Zunächst besichtigten wir die Ausstellung im Museum vor dem Lager, welche eine Übersicht über die bekanntesten damaligen Konzentrationslager bot, mitsamt Gegenständen aus den jeweiligen Lagern wie Kinderschuhe oder Werkzeuge. Unter dem Museum lag der so genannte Kartoffelkeller, für den Natzweiler-Struthof bekannt ist. Dort setzte sich die Ausstellung fort, außerdem waren Kunstwerke ausgestellt, die sich ebenfalls mit den schrecklichen Ereignissen befassten. Anschließend betraten wir das Lager und begaben uns auf eine Zeitreise in die Geschichte des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof. In einer der wenigen erhaltenen Häftlingsbaracken wurde dem Besucher auf vielen Informationstafeln der Alltag des Lagers eindrücklich veranschaulicht und Originalgegenstände wie Häftlingsuniformen und -betten gezeigt. Danach ging es weiter auf den Hinrichtungsplatz, auf dem noch ein Galgenbaum zu sehen war. Entlang unüberwindbarer Stacheldrahtzäune und Bewachungstürme, von denen einst SS-Wachen alles niederschossen, was sich dem Zaun näherte, ging es zum Krematorium des Lagers, in dem die toten Häftlinge damals in einem riesigen Hochofen verbrannt wurden. Auch ein Prügelbock, auf dem die Häftlinge auf grausame Weise für ihre „Vergehen“ bestraft wurden, war dort ausgestellt. Auf dem Rückweg konnte das markante, flammenförmige Denkmal für die Opfer des Lagers, welches über dem riesigen Friedhof thronte, bestaunt werden. Bevor der Bus uns zum Hotel fuhr, machte er noch einen Zwischenstopp bei der Gaskammer des Lagers, wo auch Menschenversuche durch den KZ-Arzt durchgeführt wurden. Anschließend ging es mit leichter, durch Stau bedingter Verspätung in das zentral in Straßburg gelegene Jugendhotel CIARUS. Dort konnten wir nach einem Einweisungsvideo unsere Zimmer beziehen und bis zur Bootsfahrt durch Straßburg, die auf 20:45 Uhr angesetzt war, unsere freie Zeit nutzen. Am nächsten Morgen stand der Besuch des europäischen Parlaments an, welches sich im so genannten „Europaviertel“ Straßburgs befindet, in dem noch weitere wichtige Institutionen der Europäischen Union zu finden sind. Nach Passieren einer Sicherheitsschleuse am Eingang gelangten wir zu unserer Führerin, die uns durch das weitläufige und moderne Gebäude zum großen Plenarsaal führte. Dieser Saal, der der größte seiner Art in ganz Europa ist, bietet Platz für insgesamt 751 Abgeordnete sowie für Besucher. Die Führerin beantwortete unsere zahlreichen Fragen über den Ablauf der Sitzungen, die Funktion der Dolmetscher und vieles mehr. Danach gingen wir noch in einen etwas kleineren Saal, um einen Informationsfilm über die Geschichte der EU anzuschauen. Nach der sehr informativen und interessanten Führung hatten wir den Rest des Tages, bis auf den Besuch eines von vier Museen, zur freien Verfügung.
Vincent Jürgens, 10b
Nach dem Besuch im Europaparlament nahmen wir erst einmal die Tram und genossen unseren freien Mittag im Zentrum von Straßburg. Ein paar Stunden später traf man sich dann wieder um 15 Uhr an einem der 4 möglichen Museen (zur Auswahl standen: Historisches Museum, Tomi Ungerer Museum, Museum für moderne Kunst und der Palais Rohan).
Im „Musée Historique de Strasbourg“, das ich besichtigte, konnte sicherlich jeder etwas dazulernen. Noch schnell einen Audio-Guide geschnappt und dann konnte es auch schon losgehen. Man bekam vieles über die Stadtgründung noch vor Christus, über das frühere Leben und die Baukunst und den verwendeten Materialien mit. Chronologisch ging es dann weiter durch das Mittelalter mit der Pest, die auch in Straßburg allgegenwärtig war, dann mit dem Buchdruck in die Renaissance. In der Verbreitung des Buchdrucks spielte Straßburg eine wichtige Rolle, sowie in der Idee der Reformation, unter anderem begründet durch die strategische Lage am Rhein und den wirtschaftlichen Stellenwert. Im 18. Jh. hielten sich dort bedeutende Personen wie Johann Wolfgang Goethe, im 19. Jh. Napoleon und König Charles X auf. An der einen oder anderen Stelle im Museum konnte man auch noch Beweisstücke z.B. Briefkonversationen oder frühere Stadtkarten finden. 1871 wurde Straßburg im neuen Deutschen Reich Hauptstadt von Elsass-Lothringen und zur Zeit des Krieges von deutschen Truppen heftig beschossen. Die Wallbefestigungen außerhalb des Altstadtzentrums, die von preußischen Truppen errichtet wurden, kann man ebenfalls auf einigen Zeichnungen und sogar auf anschaulichen Rekonstruktionen bewundern. Den Abschluss der Ausstellung bilden die zwei Weltkriege, wobei vom 1. Weltkrieg eher weniger zu sehen war, vom 2. Weltkrieg dafür um so mehr. Über die Verfolgung und Vernichtung der Juden in den verschiedenen Lagern konnte man einiges erfahren, davon hatten wir aber schon am Vortag im KZ Natzweiler-Struthof vieles zu Gesicht bekommen. Darüber hinaus wurde noch die Bombardierung Straßburgs, u.a. von einigen wichtigen Gebäuden wie zum Beispiel der Kathedrale oder dem Palais Rohan angesprochen. Mit dem 2. Weltkrieg endeten also somit die Ausstellungen und nachdem wir uns vor dem Museum wieder getroffen hatten, durften wir uns den restlichen Nachmittag bzw. den Abend frei gestalten. Den Abschluss des zweiten Tages bildete dann um 22:30 Uhr die berühmte Lichtershow vor der Kathedrale, auch bekannt als ,,Son et Lumière‘‘, zum Gedenken an das tausendjährige Jubiläum der Kathedrale von Straßburg.
Am nächsten Tag wurde dann, nachdem das ganze Gepäck aus den Zimmern geräumt und im Gepäckraum verstaut war, die Stadtführung von Straßburg angetreten. Wir wurden in 3 Gruppen aufgeteilt und begannen erst einmal mit der Kathedrale. Unser Stadtführer erklärte uns, was es mit dem unterschiedlichen Baustil auf sich hatte und dass die Kirche aus einem alten mittelalterlichen und einem neuen gotischen Teil besteht, welcher den älteren Teil an Höhe um ein gutes Stück übertrifft. Danach versammelten wir uns im hinteren Teil des Münsters, um uns das Schauspiel der berühmten astronomischen Uhr anzusehen.
Auf dem Münsterplatz erklärte uns der Stadtführer noch einige interessante Dinge von der Außenfassade des Münsters und dann gingen wir weiter durch die Altstadt in Richtung Gerberviertel (Petite France). Auf dem Weg kamen wir noch an einigen Häusern vorbei, die uns ihr historisches Geheimnis dank unseres Stadtführers schnell auftaten, wie das berühmteste Haus Straßburgs, die Maison Kammerzell.
Weiter ging es dann über einige interessante Gebäude zum alten Spital von Straßburg, das im Spätmittelalter (1398) gegründet wurde und bis zum 20. Jh. eine entscheidende Rolle spielte. Im 19. Jh. wurde es nochmals extrem erweitert und besteht heute aus 45 einzelnen Gebäuden auf 23 Hektar Fläche. In der Zeit der Annexion entstanden das Institut für Hämatologie (1886), das Institut für Anatomie (1874-1877) und das Institut für Dermatologie (1908).
Angekommen im Gerberviertel, dem ,,Quartier des Tanneurs‘‘, eines der am besten erhaltenen Viertel in Straßburg, erklärte uns der Führer die doch recht komplizierte und übelriechende Arbeit der Gerber, ihr Alltagsleben an der Ill und ihre Handwerkskunst. Im Gerberviertel konnte man noch viele sehr gut erhaltene historische Bauwerke bewundern, die in der Stadt nicht mehr stehen. Nach der Stadtführung konnte noch der Münsterturm bezwungen werden, von dem sich ein atemberaubender Blick auf die gesamte Stadt, auf den Schwarzwald und die Vogesen und manchmal sogar bis zu den Alpen bietet. Mit dieser Erinnerung an drei gelungene Tage wurde dann die Rückreise nach Meersburg angetreten.
Alexander Thoma, 10b