Am Mittwoch, 22.05.2019, bekam das DHG hochrangigen Besuch aus Thailand in Person von Frau Prof. em. Dr. Ampha Otrakul von der Chulalong University Bangkok, die in der 3. und 4. Stunde für die Klassen 9 und 10ABG, potentiellen Thailandbesuchern im nächsten Jahr, zum Vortrag über thailändische Kultur lud.
Die Ethnologin studierte von 1961 bis 1968 an der Philipps-Universität Marburg Germanistik, Anglistik und Volkskunde und promovierte anschließend dort 1969 mit einer Arbeit über die Märchen der Gebrüder Grimm. Begleitet wurde sie von der 1. Vorsitzenden des Thailändischen Kunst- und Kulturvereins Hegau-Bodensee e.V., Frau Aunchun Hirling, von Frau Walawal Albrecht, sowie vom Gründer und Vorstand des gemeinnützigen deutschen Fördervereins der thailändischen Stiftung „Duang Prateep Foundation“ (DPF) für notleidende Kinder, Jugendliche und Waisen in Thailand („Förderverein Freunde der Duang Prateep Foundation, Deutschland e.V.“; Facebook; eMail). Der sehr informative und klar vorgetragene Vortrag „Von Geistern und magischen Amuletten: Volksglaube und Volkskultur in Thailand“ ergründete kurzweilig und illustrativ in zwei Teilen zwei Aspekte thailändischer spiritueller Kultur: Geisterglaube und die Rolle des Wassers. Um angesichts von Geistern jeglicher Skepsis von vornherein den Riegel vorzuschieben, grenzte Frau Ampha (in Thailand nennt man die Personen nur beim Vornamen) zunächst Glaube von Aberglauben ab, und wies darauf hin, dass das eine ohne das andere keinen Bestand haben könne. Somit habe beides seine Existenzberechtigung.
Derart positioniert, eröffnete Prof. Ampha ihren Zuhörern eine Welt, in der alles belebt ist, in der dementsprechend willkommene Geister kleine Häuser im Garten bekommen, damit sie sich wohlfühlen, und in der böse Geister getäuscht und abgelenkt werden müssen, damit sie einen selbst oder geliebte Mitmenschen nicht befallen und belästigen. So tragen Thailänder Spitznamen, die bewusst nicht sehr schmeichelhaft sind – Schwein, Gans usw. – gleichsam als Ablenkungsmanöver.Auch Neugeborene würden nicht etwa als schöne Babys gepriesen, wie man es als Kompliment für die Eltern erwarten könnte. Im Gegenteil: „Oh, wie hässlich“ sei eine angemessene und bei Eltern willkommene Äußerung über ihren Sprössling.
Im zweiten Teil ihres Vortrages skizzierte Prof. Ampha dann die Rolle des Wassers im thailändischen Leben von der Geburt bis zum Tod und den damit verbundenen Ritualen, auch dies reich mit Bildern aus Kunst und Alltag illustriert.
vgl. auch Südkurier, Samstag 25.05.2019