Ferias habemus – quid fiet? Wenn ein klassisch-römisch geprägter Zeitgenosse der schwäbisch-alemannischen Fasnet entgehen möchte, dann zieht es ihn weit hinter den Limes.
„Alle Wege führen nach Rom“ – es sollte sich also nicht als allzu schwer gestalten, nach Rom zu finden. Deutlich schwieriger dürfte es werden, wieder zurückzukommen, doch mit diesen Sorgen mussten wir uns auf der Hinfahrt noch nicht befassen. Wollen wir hoffen, dass die Römer die Effizienz europäischer Innerkontinentalstrecken unterschätzt haben.
Nach der Ankunft im Hotel beginnt man auch sogleich, es gilt, ganz Rom zumindest im Geiste nach Hause mitzunehmen. Wir fangen mit dem Kapitol an, der den ersten von sieben Hügeln darstellt. Auf dem Weg dorthin führt es den (nach links) geneigten Betrachter an Kaiser Trajans Forum vorbei sowie an der Schreibmaschine, einem Monument für den ersten Kaiser Italiens, Vittorio Emanuele, das aufgrund seiner Form neben ‚Schreibmaschine’ auch eine Unmenge anderer Spitznamen wie ‚Eisberg’, ‚Gebiss’ oder ‚Hochzeitstorte’ erhalten hat.
Oben angekommen merkt man sofort, wie die Römer auf dem Kapitol gewütet haben: Zwei Statuen flankieren den Aufgang direkt an der Treppe, ein sternförmiger Platz ziert das Antlitz des Hügels und in dessen Mitte erhebt sich ein überlebensgroßes Bronzestandbild des Kaisers Marc Aurel. Tatsächlich merkt man, dass jeder einzelne Kaiser in der Stadt seine Spuren hinterlassen wollte, die meisten genehmigten sich wie Trajan auch ein eigenes Forum
Nichtsdestotrotz scheinen viele heutige Römer mit der antiken Kultur auf Kriegsfuß zu stehen. So gibt es nur noch erschreckend wenige, die Latein sprechen, und dafür mittlerweile sogar Obdachlose, die die Gedenkstatue des Kaisers Augustus als öffentliche Toilette fehlinterpretieren.
Aber man wäre kein angehender Altphilologe, wenn man sich von Menschen, denen keine solche Statue gewidmet ist, beirren ließe. Die Römer waren schließlich seit jeher Meister im Praktizieren von Klassenkämpfen.
Nun also weiter: Vom Hügel aus geht es herunter zum Forum Romanum. Dieses war das wirtschaftliche Zentrum Roms und etwa vergleichbar mit der Wall Street in New York. Im Vergleich zur römischen Zeit steht hier kaum ein Stein mehr auf dem anderen, dafür liegen aber ziemlich viele nebeneinander.
Einen saltum felis von hier findet man das Kolosseum, das wir ebenfalls ausgiebig besichtigen. In seinen früheren Jahren konnte man es fluten und darin Seeschlachten austragen. Die Kaiser Vespasian und Titus konnten sich hier zu Toden amüsieren.
Ein anderer der sieben Hügel ist der Palatin, auch diesen haben wir uns genehmigt. Hier steht nicht nur Augustus Kaiserpalast, sondern auch der Circus Maximus und Romulus Hütte.
Weiter geht es zum Pantheon, der theologischen Allzweckwaffe der Römer: Das Pantheon ist nicht nur ein Tempel für alle Götter, die noch keinen eigenen Tempel bekommen haben, sondern gleichzeitig auch kirchliche Einrichtung und dazu noch die Gruft der italienischen Kaiser. Bei so vielen Aufgaben platzt einem schon einmal der Kopf, deswegen hat es auch ein Loch in der Decke.
Doch der orbis urbis ist uns noch lange nicht genug; es geht für einen Tag nach Ostia.
Ostia, das ist ein Hafen, dem über die Jahrhunderte das Meer davongelaufen ist. Die römische Stadt ist zwar nicht hinterhergekommen, das Besondere ist allerdings, dass sie die besterhaltenen Bauruinen hinterließ.
Wie sich die Woche dann auch wieder zu Ende neigt, lassen wir die Antike hinter uns liegen. Was noch kommt sind viele romanische Glockentürme, der Vatikan inklusive Engelsburg, Petersdom und Museen und schließlich die Katakomben.
Ganz Rom ist damit besichtigt worden – Ganz Rom? Gut, ein kleiner Fleck im Südwesten leistet Widerstand, was nun aber auch nichts mehr ausmacht. Es geht zurück an den Bahnhof und der Zug heizt durch den Brenner dem warmen Föhnwetter entgegen.
(Text und Bild: Alexander Bloomenhofer)
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