Und hier lest ihr jetzt unsere drei Geschichten des Monats März: von Rainbow März, einer Schlacht zwischen Gut und Böse und einem magischen Ring…
Der März ist ein sehr fröhlicher Monat. Die meisten Monate sind zwar sehr fröhlich, aber der März ist der fröhlichste. Alle Monate haben den Körper einer Wolke mit Beinen, Armen und Kopf. So auch der März.
Die Wolkenmonate wohnen alle in Monatshausen. Alle Häuser der Monate sehen gleich aus. Auf jeder Eingangstür steht der Name des Monats. Und die Außenwände der Häuser sind alle so grün wie ein Minzblatt. Bis auf eines. Denn das dritte Haus nach dem Ortseingang ist so bunt wie ein Regenbogen. Dort wohnt der März. Doch seine Freunde nennen ihn wegen des Hauses auch gerne Rainbow.
Der März hüpfte gerade wie ein Flummi auf seinem Bett auf und ab. Er ist wie immer vor dem ersten Märztag sehr aufgeregt. Gerade dämmert es. Die Nacht zog sich also zurück. Der Himmel leuchtete in seinem schönstem rot, als der März sein Haus verließ. Draußen hielt er für einen Moment inne. Der Märzflug war nur einmal im Jahr. Also wenn er irgendwo auf dem Weg einmal den Boden berührt hatte, kam er nicht mehr in den Himmel, um nach Hause zu fliegen. Rainbow März sprang in den Himmel und ein Windstoß nahm ihn mit. Der März erlebte nun ein Erlebnis, das er das ganze restliche Jahr nicht vergaß. Rainbow flog jedes Jahr am ersten Tag des dritten Monats des Jahres den Himmel ab und verteilte in die Städte den frischen März. Er fühlte die Freiheit, die er auf dem Boden niemals fühlen konnte. Rainbow März konnte förmlich spüren, wie sich sein Körper in luftige Zuckerwatte verwandelte. Immer wieder zog sich aus der Märzwolke ein bunt-glitzernder Magiestrom, umwickelte die Stadt, die sich unter Rainbow befindet, fast so eng, wie wenn sich eine riesig-große Wolldecke auf die Stadt oder das Dorf legen würde.
Rainbow März war sehr lange unterwegs. Aber irgendwann geht auch das schönste Erlebnis zuende.Der März war schon sehr müde, darum war er auch froh, dass er gerade die Stadtmauern der letzten Stadt gesichtet hatte. Das letzte Mal für dieses Jahr zog sich der bunt glitzernde Magiestrom aus der Wolke. Und der März war schon fast wieder aus der Stadt geflogen, als er lautes Kindergeschrei hörte. Er wollte nach Hause und schlafen, aber er war so, so neugierig auf das, was hinter der Fassade dieses cremefarbenen Betonklotzes steckte, aus dem das Geschrei kam. Also entschloss er sich dazu, ans Fenster zu fliegen. Aber er musste darauf achten, nicht den Boden zu berühren, denn sonst würde er wie ein nasses Handtuch auf den Boden klatschen und nicht mehr nach Hause kommen.Rainbow machte sich nach reichlich Gerangel zwischen seiner Müdigkeit und seiner Neugier dann doch auf den Weg nach unten.
Er hatte das Fenster fast erreicht, als ihn irgendetwas festhielt. Es fühlte sich an, als hätte sich eine knochige Hand um seinen Knöchel geschlungen.Der März versuchte mit aller Kraft sich aus dem Griff herauszuwinden. Er zog und zog und zog.Und auf einmal tat es ein hässliches Knirschen und Rainbow stürzte nach vorn. Mit einem lauten ”Plumps” landete der März auf dem Boden. Er war im Gartenbereich des Pausenhofes gelandet. Denn jetzt hatte er gesehen, was sich hinter diesem Gebäude versteckt hatte: eine Schule!!! Und das Geschrei kam aus der Schulklasse, deren Klassenzimmer am Fenster postiert war. Rainbow war so fasziniert, dass er zuerst sein Unglücksgeschehen vergaß. Er spürte zwar noch den Schmerz, der überall von den schrammenden und blutenden Verwundungen kam. Ja, die Monate haben Blut. Aber kein rotes, sondern zuckersüß aussehendes, luftiges, hellgrünes Blut.Und sein perlweißer Wolkenkörper war dunkelbraun, so wie das Blumenbeet, aus dem er auch die schönen, sprießenden Blumen ausgerissen hatte.
Er vergaß das alles für einen kurzen Moment und stolperte zum Fenster, um zu sehen, was sich im Klassenraum abspielte. Das Fenster war geöffnet, um die frische Märzluft herein zu lassen. Daher konnte er hören, was die Lehrerin sagte:“Kinder,schreibt bitte ein schönes Märzgedicht, von dem ihr denkt, dass wenn ich es lese, ich das Gefühl bekomme, dass der Frühling endgültig zurückkehrt.“Fast die ganze Klasse ließ ein “Och neee!” oder ein “Wie langweilig!” verlauten. Doch ein Mädchen zog mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht ihren Schreibblock hervor und begann mit schöner Schrift etwas darauf zu schreiben. In dieser Zeit schaute der März in die blockierten Gesichter der anderen Schüler und diese Gesichter waren ganz bestimmt nicht in der Laune, ein Gedicht über den März zu schreiben. Die meisten schauten gedankenverloren auf ihr weißes Blatt oder kauten auf den Enden ihrer Stifte. Die meisten hatten noch nicht einmal eine Zeile geschrieben, als das Mädchen aufstand und sich auf den Weg zum Lehrerpult machte. Die Lehrerin schaute auf ihre nichtstuenden Schüler und erschrak zutiefst, als das Mädchen ihr von hinten auf die Schulter tippte.“Ach du meine Güte, kreischte die Lehrerin hysterisch. Doch als sie sah, dass es sich nur um eine Schülerin handelte, sagte sie besänftigend: „Liebes, du darfst mich doch nicht so erschrecken.“Dann hatte sie sich wieder gefasst und fragte: „Ich wette, du musst ganz dringend mal für kleine Mädchen, oder?“ Das Mädchen starrte sie entgeistert an und sagte: „Nein, ich bin fertig mit dem Gedicht.“ Die Lehrerin sagte erstaunt: „Ach, wirklich, zeig mal her!“ Sie forderte das Blatt ein und las das Gedicht:
Die Sonne scheint,
Der Vater reimt, ein Märzgedicht zusammen.
Die Krokusse blühen
Und die Gesichter aller Leute glühen.
Wenn die Welt also nach Blumen duftet,
Und die Liebe singt, ist endlich der März da,
Der dir den Frühling bringt.
„Sehr gut, wohl nach dem Motto: Klein aber fein“, lobte die Lehrerin. Das Mädchen lächelte. Danach lief sie zurück auf ihren Platz. Der März drehte sich draußen vom Fenster weg. Er war so fasziniert von dem, was das Mädchen über ihn geschrieben hatte. Aber nach einer Weile hatte die Realität in wieder erfasst. Er bekam Panik. Wie kam er denn jetzt wieder nach Hause? Oje, Oje, jetzt stiegen ihm sogar schon die Tränen in die Augen. Er konnte nicht mehr fliegen! Jetzt tropften viele große blaue Tränen auf den Bauch der Wolke. Auf einmal brannten die Wunden noch mehr als zuvor. Der März wollte sich gerade auf die Schaukel setzten und komplett in Tränen ausbrechen, als er in ein tiefes Loch fiel. Der März schrie. Das Loch wollte nicht enden. Der März dachte, dass er gleich auf einen harten Untergrund knallen würde und da kam plötzlich ein helles Licht auf den März zu, nein, nicht auf den März, auf mich!!!
Ich wachte auf, es war die Sonne gewesen, die mich so stark geblendet hatte. Ich drehte mich in meinem Bett um, sah auf den Kalender und riss das Blatt von gestern ab. Ich wollte schon wieder einschlafen, als ich bemerkte, dass heute der 1.März war. Dann versuchte ich, mich an den Traum zu erinnern. Da war doch irgendwie was mit dem März……Aber ich konnte mich einfach nicht erinnern, was es gewesen war.
Das Tier, welches man Pärguess nannte, sah sehr komisch aus. Es hatte den Körper eines Pferdes (eines Schimmels um genau zu sein), außerdem die Vorderflossen eines Hechts und die Hinterbeine einer Katze, auf denen es lief. Der Hals war der einer Giraffe, während der Schwanz eindeutig von einem Elefanten kam. Pärguess hatte prächtige, große und schneeweiße Adlerflügel. Übrigens war der Kopf ein Krokodilskopf.
Im gleichen Land wie Pärguess lebte allerdings auch ein böser Drache. Dieser war schwarz. Und schwarzes Feuer spuckte er noch dazu. Vor vielen 1000 Jahren wollte er die Welt beherrschen; aber man sah schon an seiner Gestalt, daß er kein guter Weltherrscher wäre. Seine Flügel waren voller Fetzen und aus seinem Maul ragten die Zähne krumm und schief hervor. Dieser Drache nannte sich Swexifns. Damals, als er die Welt beherrschen wollte, war er gigantisch groß geworden und hatte sich über der Welt aufgebäumt, sodaß sein Schatten die gesamte Erdkugel bedeckte. So wollte er die Einwohner der Erde von seiner Kraft beeindrucken, doch diese hatten ihn abgelehnt und sich Pärguess zugewandt. Deshalb schwor Swexifns ewige Rache an Pärguess und die Bewohner der Erde. Doch der Drache wusste, dass er und Pärguess gleich stark waren. Deshalb machte er sich auf die Suche nach dem Schwert Caliyufesternos, mit dem man Pärguess besiegen konnte. Endlich, nach langer Suche, fand Swexifns das Schwert in der Höhle des Todes, die ihren Namen nicht zu Unrecht trug… Jedenfalls heuerte Swexifns 10.000 Monster, Bestien und Ungeheuer an. Diese sollten mit ihm in die Schlacht ziehen. Als Landschaftserkunder diesen riesigen Zug entdeckten, der auf das Dorf Quihtentius zukam, alarmierten sie sofort Pärguess. Pärguess wiederum ließ alle Dorf- und Weltbewohner benachrichtigen. Als alle gekommen waren, waren die Menschen natürlich in der Überzahl, und es wäre ein Leichtes gewesen, die Monster, Bestien und Ungeheuer zu besiegen! Aber auch diese wurden stündlich mehr. Im Dorf holten Bauern unterdessen Mistgabeln und Gewehre, Ladenverkäufer holten Schwefelsäure-Flaschen und Förster holten große Äxte und Sägen.
Plötzlich waren dunkle Gewitterwolken am Himmel zu sehen. Und dann entbrannte die Schlacht. Ein langer und blutiger Krieg. Während Monster, Bestien und Ungeheuer gegen Menschen kämpften, standen auf höchstens 20 Metern Abstand Pärguess und Swexifns!!! Die beiden hatten sich zu gigantisch großen Gestalten gewandelt (sie waren gut so groß wie New Yorker Hochhäuser). Mit Hilfe ihrer Kräfte hoben sie Berge aus dem Boden, die sie größer erscheinen ließen. Beide stießen ein ohrenbetäubendes Brüllen aus und spuckten Feuer. Pärguess spuckte Feuer, das in allen Farben schimmerte, während Swexifns schwarzes Feuer in die Luft stieß. Beide zogen ihre Schwerter. Swexifns zog das Schwert Caliyufesternos und Pärguess das Schwert Festerneisius. Das Schwert Festerneisius hatte Pärguess in der Höhle des Wahnsinns gefunden. Swexifns holte zum Schlag aus und traf Pärguess. Pärguess fiel vom Berg, stand aber wieder auf und stampfte wütend zurück auf den Berg. Aus Pärguess’ Schwert schoss ein bunter Strahl, der Swexifns ebenfalls von seinem Berg stieß. Doch auch er stand wieder auf, und mit einem Faustschlag katapultierte er Pärguess davon. Swexifns dachte schon, er hätte gewonnen, aber Pärguess stand wieder auf und machte sich klein wie eine Maus! Warum das denn? Ganz einfach: Von seinem Berg aus konnte Swexifns Pärguess nicht sehen. Pärguess schlich sich hinter Swexifns Berg und stand plötzlich wieder in seiner riesigen Gestalt da. Natürlich bemerkte Swexifns das und wollte sich umdrehen, doch da traf ihn schon ein Schwertstoß! Wind kam auf und blies die dunklen Wolken davon. Hinter ihnen kam die Sonne zum Vorschein. Die Monster, Bestien und Ungeheuer erstarrten auf einmal und die toten Menschen standen wieder auf. Das Gute hatte gesiegt. Swexifns war tot.
Das war die Geschichte von: „Das Tier welches man Pärguess nannte“!!!
Es war ein sonniger Tag. Bastian und Linus machten eine Fahrradtour. Sie fuhren durch einen Wald, hörten Vögel und vernahmen das Rauschen der Bäume im Wind.
Sie kamen auf eine Lichtung, in deren Mitte ein großes, altes Haus stand. Es war wirklich nicht im besten Zustand. Es hatte vergitterte Fenster und der Putz war größtenteils abgebröckelt, der Schornstein stand schief und überall lagen heruntergefallene Dachziegel herum.
„Hm, ob wir da mal reingehen sollen?“, fragte Linus. „Na gut, wenn wir ganz vorsichtig sind“, meinte Bastian.
Linus öffnete vorsichtig die Tür. Sie traten ein. Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss. Was sie jetzt erst bemerkten, die Tür hatte von innen keine Klinke. „Mist!“,sagte Bastian erschrocken. Linus flüsterte: „Was sollen wir denn jetzt machen?“
„Am besten wir suchen einen anderen Ausgang“, schlug Bastian vor. „Ok“, stotterte Linus. Denn sein Blick starrte auf eine in einen schwarzen Mantel gehüllte Person. Im nächsten Moment schrien die beiden Jungs auf und rannten los. Sie jagten eine Treppe hoch, flüchteten einen Flur entlang, bogen rechts in einen Raum ein und blieben stehen. Ihre Herzen pochten bis zum Hals und fühlten sich an, als wollten sie gleich aus der der Brust springen. Sie horchten auf. Anscheinend hatten sie die Gestalt abgehängt. „Geschafft, aber wer war das?“ fragte Bastian ängstlich. Darauf wusste auch Linus keine Antwort. Plötzlich löste sich eine der morschen Planken unter ihren Füßen und sie stürzten in die Tiefe – ein ganzes Stockwerk runter.
Sie landeten unsanft auf einem Teppich. Bastian schlug sich sein Knie auf, aber sonst hatten die beiden den Sturz gut überstanden. Sie waren in einem fensterlosen Saal gelandet. In der Mitte lag eine Marmorplatte, gegenüber war ein kleines Tor. Die Marmorplatte strahlte als sei sie die Sonne persönlich. „Wow!“, murmelte Bastian in sich hinein. Sie traten näher. Auf der Marmorplatte lag ein Ring aus Gold, darunter stand in schwer lesbarer Schrift: Der Ring der Gedanken.
„Cool, das probier ich aus.“ Mit diesen Worten nahm Linus den Ring und steckte ihn sich auf den Finger. Ihm wurde etwas schwindelig und in Gedanken sah er verschwommen Bilder. Die Bilder wurden klarer und fügten sich zu zu einem Film zusammen. Ihm wurde heiß, er schwitzte. Vielleicht war es ja gefährlich. Er bekam panische Angst. Er wollte nur eines, den Ring ausziehen. Aber es war, als würde der Ring seinen Finger so umschlingen wie eine Schlingpflanze.
Er sieht eine Kutsche. Sie fährt durch einen Wald. In der Kutsche sitzt ein König, neben ihm vier Ritter. Dahinter fahren noch zwei Kutschen, voll beladen mit Truhen. Plötzlich überfallen Räuber die Kutschen. Sie nehmen den König gefangen und schleppen ihn samt den Truhen fort. Einer der Räuber öffnet eine Truhe. In der Truhe sind Goldbarren, Ketten, Schmuck, Diamanten und ein Ring aus Gold. Daneben liegt ein Fetzen Leder mit der Aufschrift „Der Ring der Gedanken“.
Der Räuber nimmt den Ring und zeigt ihn seinem Anführer. Dieser macht eine abwinkende Handbewegung und steckt den Ring in seine Manteltasche. Die Kisten werden auf Packesel verladen. Nach einer Weile erreichen die Räuber ein Haus, das genauso aussieht wie das Haus, in dem Bastian und Linus sind. Die Räuber laden die Kisten ab und tragen sie in eine Art Saal. Dann gehen sie durch ein kleines Tor in einen Raum. Dort stellen sie die Kisten ab. Ein Räuber legt in die Mitte des Saals eine Marmorplatte, legt den Ring darauf und meißelt in krakeligen Buchstaben: „Der Ring der Gedanken“ auf die Marmorplatte. Alle klatschen Beifall. Danach gehen die Räuber durch ein kleine Tür wieder raus, der letzte schiebt ein Regal vor die Tür.
Die Bilder in Linus Kopf verblassten. Ihm wurde wieder besser. Er zog den Ring von seinem Finger und legte ihn zurück auf die Marmorplatte. „Und konntest du meine Gedanken lesen“, erkundigte sich Bastian. „Nein, viel besser.“ Linus berichtete, was er gesehen hatte.
„Aber warte mal, vielleicht war das ja der gleiche Ring?“ „Ja, das könnte sein.“ „Ich glaube, das war die Vergangenheit des Ringes“, meinte Linus. „Und die Vergangenheit dieses Hauses“, er deutete auf das kleine Tor gegenüber der Marmorplatte, „demnach müsste hier der Schatz sein, den die Räuber geklaut hatten.“
Plötzlich hörten Bastian und Linus ein Geräusch. Sie drehten sich um und blickten in das Gesicht der schwarzen Gestalt.
Die Augen der Gestalt funkelten matt. Das Gesicht war bleich. Allerdings wirkte das Gesicht nicht bösartig oder furchterregend, sondern einfach nur erstaunt. Trotzdem wichen Bastian und Linus einen Schritt zurück. Linus wusste nicht, was er tun sollte. Sollte er sich fürchten, sollte er wegrennen, sollte er hier bleiben oder, wenn er überhaupt wegrennen sollte, wohin?
Auf einmal erhob die schwarze Gestalt ihre Stimme. „Fürchtet euch nicht, ich bin der Geist des guten Königs, dem der Schatz gestohlen wurde. Die Räuber verfluchten mich und hielten mich in einem dunklen Verlies gefangen.“ Bastian fiel fast die Kinnlade runter. Es entstand eine Pause. Da ergriff Linus das Wort. „Wenn sie ein Geist sind, wieso spuken sie dann hier rum?“ „Ich werde so lange herumspuken, bis der Schatz zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurückkehrt.“ Er machte eine Pause und fuhr dann fort: „Nämlich meinen Nachfahren“. „Aber“, entgegnete Bastian, „warum bringen sie den Schatz dann nicht zu ihren Nachfahren?“ „Seht mich doch an, durch mich geht alles durch. Meine Hand würde durch den Schatz durchgreifen, ich kann nichts anheben“.
Inzwischen bekamen Linus und Bastian wieder Mut. Linus sagte: „ Wir würden ihnen ja gerne helfen, aber wir wissen ja nicht einmal, wie wir hier wieder rauskommen“. „Also zuerst dürft ihr mich gerne mit meinem richtigen Namen anreden, nämlich: König Caius Johannes Octavian Gunter Tigelinus Hagen. Und nach draußen kommt ihr“, er deutete in die Ecke, wo ein kleiner unscheinbarer Schrank stand, „wenn ihr diesen Schrank zur Seite schiebt. Dahinter ist eine Höhle, dann müsst ihr immer nur der Nase nach, der Ausgang ist gar nicht zu verfehlen.“
„ Und was hat das mit dem Ring zu tun?“, bohrte Bastian weiter nach. „Uh, mit dem Ring kann man die Gedanken anderer Leute lesen. Wahrscheinlich habt ihr meine Gedanken gelesen.“
Plötzlich stieg weißer Nebel auf, die Augen der schwarzen Gestalt funkelten rot, es schien, als ob sich ein Fenster in ihnen spiegeln würde. Auf einmal schoss ein greller Blitz durch den Raum, der alles in gleißendes Licht tunkte. Bastian und Linus sank vor Schreck das Herz in die Hose. Bastian war so angespannt, dass er dachte, seine Adern platzen gleich.
Nach einer Weile verzog sich der Nebel, doch was war das? Die schwarze Gestalt war weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Linus wich zurück. Ihm war das Ganze nicht geheuer.
„Und, was nun?, fragte Bastian. „Ich bin dafür, dem König zu helfen und zur Polizei zu gehen“. „Ok, ich schätze, wir müssen erst einmal hier raus, den Schatz können wir unmöglich tragen“. Aber ansehen wollten sie den Schatz. Sie gingen durch das kleine Tor gegenüber der Marmorplatte in die Schatzkammer. In der Schatzkammer standen fünf Truhen voll mit Gold, Silber und Edelsteinen. Der Anblick war überwältigend, sie konnten sich kaum losreißen, verließen aber dennoch die Schatzkammer. Das Regal schoben die beiden Jungen zur Seite, um den Einstieg in die Höhle zu öffnen.
Es war, wie die schwarze Gestalt sagte. Schon bald erreichten sie den Ausgang der Höhle. Es dämmerte bereits und ein Uhu zerriss jäh die Stille. Die Luft war schwül. „So, das hätten wir geschafft“, meinte Linus. „Ja, ein Glück, jetzt holen wir nur noch schnell unsere Fahrräder, fahren nach Hause und legen uns hin“, fügte Bastian hinzu.
Gesagt, getan. Zu Hause angekommen, erzählten Bastian und Linus, was sie erlebt hatten. Danach fielen beide in einen tiefen, festen Schlaf. Sie träumten von Ringen, Räubern, alten Häusern und schwarzen Gestalten.
Am nächsten Tag berichteten sie ihr Erlebnis der Polizei. Allerdings ließen sie die Sache mit der schwarzen Gestalt aus. Der Vater meinte nämlich: „Das glaubt euch die Polizei bestimmt nicht“.
Während Linus und Bastian der Polizei den Schatz zeigten, mussten die Eltern jede Menge Formulare ausfüllen. Nach tagelangen Nachforschungen kam heraus, dass der Nachfahre von König Caius Johannes Octavian Gunter Tigelinus Hagen König Wilmar von Stein-Fels war.
Linus und Bastian durften zum König reisen und ihm den Schatz übergeben. Auf dem Weg hinauf zum Bergfried fiel Linus Blick auf eine Marmorbüste, auf deren Sockel in goldenen Lettern stand:
König Caius Johannes Octavian Gunter Tigelinus Hagen. Im nächsten Moment hörten Bastian und Linus im Kopf eine leise Stimme, die sagte: „Danke“.