Schule nur am „Ort der Schule“ zu erleben wird unserer Zeit zunehmend weniger gerecht. Nachhaltiges lernen kann genauso gut, vielleicht sogar viel besser, an Orten außerhalb des Schulgebäudes statt finden. Das ist nichts Neues. Klassische Klassenausflüge gibt es schon seitdem es „Schule“ überhaupt gibt, so wie wir sie heute kennen. Öfters haben wir jedoch auch schon erlebt, wie Klassenausflüge an der eigenen Formatkonstruktion an Grenzen stoßen. Je anspruchsvoller und thematisch dichter sich eine Exkursion nämlich vom „üblichen“ Klassenausflug unterscheidet, desto mehr individuelles Interesse ist selbstverständlich erforderlich. Die SMV möchte deshalb in Zukunft vermehrt themenspezifisch fundierte Exkursionen in Gebiete wie Wirtschaft, Politik, Kunst oder Kultur selbstständig organisieren und ausrichten. Jeder interessierte Schüler, unabhängig von Klasse oder Kurs soll sich anmelden können.
Zum Auftakt dieser Veranstaltungskette haben sich 13 Schüler aus den Klassenstufen 10 und 12 am Montag, 5.3. ab 11 Uhr auf den Weg nach Basel gemacht um den „Vitra Campus“ in Weil am Rhein zu besuchen. Zunächst zu einer Architekturführung über das Gelände, dann zu einem Museumsbesuch.
Das „Vitra Design Museum“ selbst befindet sich in einem von Frank Gehry entworfenen Bau. Das sehr skulptural und expressiv anmutende Gebäude ist zweifelsfrei einmalig und auf keiner Fotografie nachvollziehbar abzubilden. Proportionen sind aufgrund von optischen Täuschungen und der Vielzahl an aufeinandertreffenden dekonstruktiven Formkörpern nur schwer abschätzbar.
Nur wenige Meter entfernt, der Konferenzpavillion des Minimalisten Tadao Ando. Klar, gerade und minimalistisch konstruiert. Ein völliger Gegensatz zu Gehry.
Dann, am anderen Ende des Geländes, die sich scheinbar in Bewegung befindende Feuerwehrstation von Zaha Hadid – ohne eine einzige gerade Wand. In den Toiletten dieses Gebäudes verliert man gar leicht das Gleichgewicht. So sehr sind wir an gerade Wände und rechte Winkel gewöhnt.
Während der circa 3 stündigen Architekturführung reihen sich visuelle Extremeindrücke aneinander.
Das neuste Gebäude auf dem Vitra Campus ist das 2010 fertig gestellte „Vitra House“ der Architekten „Herzog de Meuron“. Die Architekten betreiben ihr Büro in Basel und entwarfen unter anderem bereits das Olympiastadium in Beijing. Längst überfällig war also die Präsenz auf dem Gelände, so unsere Führerin.
Nach 3 Stunden Architekturführung hatten wir die Möglichkeit, die aktuelle Ausstellung im Design Museum mit dem Titel „Rudolph Steiner und die Alchemie des Alltags“ zu besuchen. Neben großen Modellen berühmter Steiner Gebäude wie zum Beispiel den Entwürfen zu seine Goetheaniumbauten zeigte die Ausstellung auch eine Auswahl an Bühnenbildkonzeptionen. Das „Vitra Designmuseum“ war ursprünglich als Museum für Stühle gedacht und erbaut worden. Gleich am Eingang der aktuellen Ausstellung befand sich in dieser Tradition eine Auswahl von Stühlen und anderen Möbelstücken. Im oberen Stockwerk dann mehr zu Steiners philosophischen Ansätzen. Es geht um die Waldorfschule, Musik und viele andere Themen. Auch Steiners Schriften stehen im Vordergrund, denn seine Ansätze prägen bis heute unseren Alltag – ob Biokosmetik, ein gesteigertes Umweltbewusstsein oder die Produkte aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft. Steiner hat die Grundlage zu einer Vielzahl von Entwicklungen gelegt. Theoretisch, aber genauso auch praktisch.
Christian Stärk
Fotos von der Exkursion gibt es unter Schüler / Fotostrecken der SMV .