Im Rahmen eines GFS-Projektes besuchte die Klasse 9b des DHG Meersburg am 04.03.2015 das Theaterstück „Märtyrer“ im Jungen Theater, Konstanz. Es handelte sich um eine moderne Aufführung, die auf der Website des Theaters wie folgt vorgestellt wird:
„Benjamin Südel verweigert den Schwimmunterricht – aus religiösen Gründen. Seine Mutter kann das nicht ganz ernst nehmen und vermutet, dass Drogen dahinterstecken. Doch sein Bekenntnis zum Christentum untermauert Benjamin durch situationsbezogene Bibelzitate. In der Schule provoziert er mit den dazugehörigen Handlungen: Im Sexualkundeunterricht zieht er sich aus, und in Biologie kommentiert er die Evolutionstheorie im Affenkostüm. Die Auseinandersetzung mit seiner Lehrerin Frau Roth endet immer wieder mit der Vorladung beim Schuldirektor, der Benjamins Verhalten als pubertäre Launen abtut. Einzig Frau Roth ist ernsthaft besorgt um ihren Schüler. Doch ihr Versuch zu helfen, katapultiert sie in die Schusslinie des Konflikts. Sie wird zur Einzelkämpferin. Benjamin hingegen findet in Außenseiter Georg einen Anhänger, und auch bei Klassenkameradin Lydia kann er mit seinen Ansichten landen, bis der Konflikt gewaltsam eskaliert.“
Im Anschluss an die Aufführung hatten die Schüler und ihre Lehrerin die Gelegenheit an einer Theaterführung und einem Nachgespräch teilzunehmen. Das Gespräch wurde moderiert vom Theaterpädagogen Philipp Teich. Einige Schauspieler waren auch mit anwesend und beantworteten Fragen der Schüler. Da es sich um eine der ersten Aufführungen dieses neuen Stückes handelte, waren die Darsteller froh, von der Klasse objektives Feedback zu erhalten. Herr Teich führte mit anregenden, gezielten Fragen durch das Gespräch und half den Schülern das Gesehene zu verarbeiten. Zum Beispiel sollten sie das Stück spontan mit einem Wort beschreiben. Es fielen Ausdrücke wie „schockierend“, „faszinierend“, „grausam“ oder „Fanatiker“. Eine andere Frage war, welche besonderen Momente den Schülern im Gedächtnis geblieben sind. Da wurden natürlich besonders tiefgehende und aufwühlende Szenen angesprochen, wie die überraschende Nacktszene im Biologieunterricht und die Schlüsselszene, in der Benjamin seine Biolehrerin beschuldigt, ihn unzüchtig angefasst zu haben.
Die Schüler bewegten viele Fragen, die die Schauspieler gerne beantworteten. So berichteten sie, dass sie sich selbstverständlich intensiv mit dem Stück und den Hintergründen beschäftigen müssen, um ihrer Rolle gerecht zu werden. „Dabei ist es spannend, sich in die Situation eines Jugendlichen zurückzuversetzen. Besonders bei Rollen mit unsympathischem oder gar ekeligem Charakter ist es schwierig und auch ansträngend. Man muss diese ekeligen Figuren verstehen. Es ist viel Überwindung – sowohl psychisch als auch physisch. Es kostet viel Kraft, sich an alles an der Figur anzupassen. Dabei bleibt man allerdings auch lebendig, da man aus sich selbst spielen muss; da man auch eigene Erfahrungen einbringen muss.“ So Franziska Kleinert, die Darstellerin Inge Südels. Wie schafft man es, sich bei den Kampfszenen nicht zu verletzen? Darauf antwortete Philip Heimke (Georg), dass sie an der Schauspielschule Seminare zu diesem Thema besucht hätten. Es sei wichtig, sich genau abzusprechen, festzulegen, wann welche Aktion kommt und vor allem viel zusammen zu trainieren.
„Theaterblut kann man selber machen. Dann schmeckt es nach Rote Beete. Wenn man es Kauft, hat es Fruchtgeschmack.“ Das Thema kam auch auf die Hintergründe des Stückes: Arlen Konietz (Benjamin) erinnerte sich an seine eigene Jugend und konnte nachvollziehen, dass man vor lauter Konflikten und Ziellosigkeit den Halt verliert und diesen dann in der Bibel wieder finden könnte. Unter Umständen kann es dann passieren, dass man sich in etwas hineinsteigert. „Doch da liegt eben das Problem, wenn Menschen radikal werden. Und wenn dann noch jemand dafür drauf geht, muss ich echt kotzen…“ Auf die Frage, was einen Schauspieler zum Spielen bewegt, antwortete Herr Konietz: „ … ist ja ein Beruf. Konnte, wollte auch nichts anderes. Macht mir aber auch wahnsinnig Spaß.“
Tom Conrad (9b)