Am 30.06. war im GZH in Friedrichshafen zum Abiball des DHG Meersburg geladen. Mit Chopin leitete Nikolas Evers am Piano den Festabend ein, bis dann, strukturiert durch verschiedene Erkennungsmelodien pro Saalbereich, zum Essen gerufen wurde. Die Bewirtung setzte Maßstäbe: Ein langes Salatbuffet, mehrere Grills mit diversem Fleisch, Fisch, Kartoffeln und Grillkäse, sowie ein ebenso langes Dessert-Buffet versorgten die langen Schlangen, die sich alsbald bildeten – das Ganze vor sommerlich sonniger See- und Alpenkulisse.
Während des Essens wurden Fotostrecken präsentiert bis Schulleiter Philipp Strack zur Abiturrede schritt. Nach der Rede wurden kursweise die Zeugnisse verteilt. Der Abend lief aus mit weiteren Schülerdarbietungen: Lukas Klusmann am Klavier gab neben Eigenkompositionen auch „I believe I can fly“ zu Besten und Fabio Kikai unterhielt die Gäste mit einer pantomimischen Tanzeinlage.
Die Abiturrede von Philipp Strack stand unter zwei Aspekten: Rückblick auf die Schulzeit und Ausblick auf die Zukunft mit der „Hochschulreife in der Tasche“. Strack griff das Abi-Motto auf, „I believe I can fly“, um analog zum Aufwachsen von Jungvögeln über das Größer- und Reiferwerden der Abiturientinnen und Abiturienten zu reflektieren: „Gemeinschaft erfahren, sich als erfolgreich erleben, Freiheit erlangen“. Er rede ja nicht „von Gänsen oder Hühnern, sondern von Schwalben oder Falken“. Kurzweilig und humorvoll wurde die Rede illustriert mit Fotostrecken aus vergangenen Schuljahren: „Nahrungsaufnahme ist eine Hauptbeschäftigung“. Später stritten sie sich „wer zuerst das Futter bekommt“, hingen aber dennoch aneinander: „Gut, dass man noch im Nest ist“. Schließlich würden sie zwar „noch von den Eltern versorgt“, stünden im „engen Nest“, sähen aber bereits, „was es darüber hinaus geben könnte“.
Übergehend zu statistischen Angaben zum diesjährigen Abitur, wurden sowohl die überdurchschnittlich Guten, als auch die „Minimalisten“ mit Lob bedacht. Unter Rückgriff auf flugtaugliches Gefieder verwies Strack auf die Tatsache, dass „nicht überall (…) das Gefieder schillernd bunt“ sei, die Farbe aber „für das Fliegen“ keine Rolle spiele. Abheben könnten alle, schließlich gebe es auch Fähigkeiten neben und außerhalb von Noten und Schule.
Mit Blick auf die Zukunft zitierte Strack den israelischen Historiker Harari: „Jeder (…) Moment der Geschichte“ stelle einen „Scheideweg“ dar, so dass sich die Zukunft als „eine unendliche Vielzahl von möglichen Wegen“ präsentiere. Der Blick auf die Vergangenheit zeige den einen Weg, der aus Entscheidungen entstanden sei, diese Entscheidungen hätten aber auch anders fallen können. Eine solche Entscheidung sei nun mal die Wahl für das DHG und das Abitur gewesen, jetzt habe man seine „Möglichkeiten stark erweitert“ für künftige Entscheidungen, auch wenn manche „noch völlig im Nebel“ lägen. Zur Frage, warum Dinge geschähen, gebe es verschiedene Antworten, er wünsche den Abiturientinnen und Abiturienten nur, dass sie „nicht in einem Determinismus (…) [ihres] Lebens gefangen sein“ würden, bzw., so wie Annette v. Droste-Hülshoff dies formuliert hat: „Als ich zu denken anfing, war das Korsett schon geschnürt“. „Ich hoffe, die Schule war für euch nie das Korsett“, so ‚Strack, den Beweis für „Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten“ und „Selbstwirksamkeit“ hätten die Abiturientinnen und Abiturienten schließlich mit dem Abitur erbracht: „Darauf könnt ihr stolz sein“. An die „Älteren“ gewandt, wies Strack schließlich auf den schwierigen „Balanceakt“ hin, den Eltern zu bewältigen hätten: fürsorglich ohne aufdringlich zu sein.
Mit einem Zitat des Dichters und Malers William Blake, „Kein Vogel fliegt zu hoch, wenn er mit eigenen Schwingen fliegt“, richtete sich Strack abschließend noch einmal an die ehemaligen Schülerinnen und Schüler, indem er ihnen den Rat auf den Weg gab: „Überschätzt euch nicht, übertreibt es nicht, denn dann macht ihr euch möglicherweise lächerlich. Aber vor allem: Unterschätzt euch nicht, denn es wäre schade um das, was ihr könnt und wollt. Macht den Abflug, eure Zukunft beginnt – jetzt.“
Hans-Rainer Beck