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Nach Asien zu gehen ist wie einen anderen Planeten zu besuchen.- Alexis Echensperger aus Nanjing, China
Hallo zusammen, ich bin Alexis Marcel Echensperger, 16 Jahre und komme aus Meersburg am Bodensee, und ich besuche das DHG seit der 5. Klasse. Vor 1 1/2 Jahren habe ich mich dazu entschlossen ein Auslandsjahr zu machen, da ich den Wunsch hatte eine andere, einzigartige Erfahrung zu machen. Die Wahl auf China fiel aus verschiedenen Gründen, z.B. bietet Asien einen komplett anderen kulturellen Unterschied, verglichen zu anderen populären Zielländern wie z.B. die USA oder Australien.
So habe ich mich dann bei AFS Interkulturelle Begegnungen beworben und mache seit Ende August 2012 mein 10-monatiges Auslandsjahr in China bis Ende Juni 2013.
Nun lebe ich schon seit Ende August bei meiner Gastfamilie in Nanjing, China. Die Stadt mit ca. 7 Millionen Einwohnern liegt im Osten des Landes am berühmten Jangtse-Fluss, etwa 2h mit dem Schnellzug von Shanghai entfernt.
Ich war sofort beeindruckt von dieser Stadt, mit seinen Wolkenkratzern, den vielen wunderschönen Parks (vor allem die Parkanlagen inmitten des Xuanwu-Sees, einem großen See im Stadtzentrum).
Meine Schule ist die Nanjing Foreign Languages School, mit ca. 3000 Schülern eine für China eher kleinere Schule. Die Unterrichtszeiten an meiner Schule sind Mo-Fr von 7:45 bis 15:40, für China auch relativ kurz. Eine Besonderheit ist, dass alle Schüler neben den normalen Fächern auch noch intensiven Unterricht in einer von vier Fremdsprachen bekommen. So kann ich mich mit meinen Mitschuelern auf Deutsch, Englisch, Französisch und Chinesisch unterhalten.
Jeden Montagmorgen versammelt sich die ganze Schule auf dem Sportplatz zum Fahnenapell. Die Nationalflagge wird gehisst, dazu die Nationalhymne gesungen. Anschließend Ansprachen und Reden von Schülern und Lehrern, deren Inhalt ich aber noch nicht wirklich verstehe. Dann Unterricht bis zur Mittagspause, die eine Stunde dauert. Wir gehen meistens aus der Schule raus und bestellen uns Sushi oder essen Nudelsuppe. Nachmittags um 3 Uhr gibt es dann eine weitere Pause, in der die halbe Schule auf dem Sportplatz entweder Kung-Fu Übungen macht oder Runden läuft. Wir Austauschschüler müssen auch mitmachen.
Freitags spiele ich dann immer mit meinen Mitschülern und meinem Gastbruder Fußball, fast alle tragen Trikots von deutschen Fussballvereinen wie Bayern usw.
Mit mir an der Schule sind noch drei andere Austauschschueler: Eine Deutsche (YFU) und zwei Franzosen aus einer französischen Partnerschule. Zusammen haben wir jede Woche 8 Stunden speziellen Chinesischunterricht für uns Auslaender. Wir machen gute Fortschritte und können uns schon mit anderen Chinesen einigermaßen verständigen. Unser Ziel ist es, nächstes Jahr eine Prüfung zu absolvieren, die unsere Sprachkentnisse in Chinesisch nachweisen soll.
Ich lebe in einer mittelgroßen Wohnung mit meiner Gastfamilie, bestehend aus einer Grossmutter (die sehr gut kocht), meinen zwei Gasteltern und meinem 15-Jahre alten Gastbruder, der auf dieselbe Schule wie ich geht und Deutsch lernt. Sein Niveau ist erstaunlich gut, er interessiert sich auch stark für Deutschland. Die meiste Zeit reden wir auf Deutsch, aber auch auf Chinesisch, so gut es für mich geht.
Die meiste Freizeit habe ich am Wochenende, dann gehe ich meist mit Freunden aus oder mache auch ab und an Ausflüge mit meiner Gastfamilie. So waren wir letzte Woche zum Beispiel in einer Badeanstalt mit heißen Quellen und anschliessend in einem einheimischen Restaurant essen. Meine Gasteltern scheinen nie damit aufhören zu wollen mir immer etwas Neues an China zu zeigen!
Die Interessen der Chinesen, die ich kennengelernt habe liegen in unterschiedlichen Bereichen. Sehr beliebt an meiner Schule scheint bei den Jungen Fußball zu sein. Die meisten kennen sich mit der Bundesliga sogar besser aus als ich als Deutscher! Sonst spielen sie gerne Computer oder treiben Sport. Mädchen gehen anscheinend sehr gerne shoppen. Die meiste Zeit verbringen sie jedoch mit Lernen, da der Leistungsdruck in den Schulen sehr hoch ist.
Natürlich ist in China vieles (eigentlich fast alles) anders als in Europa. Wie schon ein kanadischer Lehrer an meiner Schule, der schon seit 5 Jahren in verschiedenen asiatischen Ländern gelebt hat, sagte: „Nach Asien gehen ist wie einen anderen Planeten zu besuchen“
Alles fängt schon mit dem Essen an, man isst mehr Gemüse und weniger Fleisch, dazu gibt es immer Reis oder Nudeln. An das Essen mit Essstäbchen gewöhnt man sich aber schnell. Es stört mich mittlerweile auch nicht mehr, wenn ein Chinese beim Essen anfängt laut zu schmatzen oder schlürfen, was für Chinesen kein Problem ist. Andererseits habe ich gelernt aufzupassen, die Nase nicht in Anwesenheit anderer zu schnäuzen, da das als unhygienisch und störend empfunden wird.
Nun folgen die nächsten 5 Monate, in denen ich mich gerne vermehrt den Vorbereitungen auf den HSK, den Sprachleveltest zuwenden würde, aber auf der anderen Seite auch verreisen, um mit Freunden andere Orte Chinas zu besichtigen. Ich kann es kaum glauben wie schnell die erste Hälfte vergangen ist, aber ich freue mich auf die kommende Zeit. Die Rückkehr nach Deutschland rückt immer näher und ich hoffe, noch das Beste aus meiner Zeit hier zu machen!