2. Januar 2005
So um Drei Uhr morgens geht die Weckmaschine los. Waschen, kurzes Frühstück und kurz nach vier holt mich Herr Wiedenhorn ab und bringt mich mit Kirsten und Fabienne nach Sigmaringen. Herr Müller kommt noch um uns zu verabschieden und 20 nach 5 startet die Regionalbahn nach Ulm. Im Bahnhof treffen wir den anderen Teil der Gruppe. Mit dem gut besetzten ICE geht es durch die Nacht nach Frankfurt – Flughafen. Durch das Labyrinth vieler Gänge, Treppe auf und ab erreichen wir den Abfertigungsschalter und checken ein. Der Koffer wiegt nur 18,5 kg – da hätten doch noch mehr Geschenke rein können. Nicht nur der Koffer, auch das Handgepäck wird mehrfach durchleuchtet, auch die Jacken. Wir werden mehrfach abgetastet.
Der Airbus A340 der Gulf-Air bringt uns über Osteuropa, Türkei und arabische Halbinsel nach Bahrein. Meistens war die Landschaft mit Wolken bedeckt. Über dem Balkan zeigten sich in einer wolkenfreien Zone viele Hufendörfer. Mit meinem Nachbarn, einen Philippino, kam ich ins Gespräch, nachdem er sich ausgeschlafen hatte. Er war Diplomat und auf dem Weg von den USA nach Saudi Arabien, wo er philippinische Gastarbeiter diplomatisch betreuen soll. Es sind zur Zeit etwa 800.000, zu besten Zeiten waren es eine Million Gastarbeiter. Wir unterhalten uns über Deutschland, Bier und Oktoberfest und das deutsche „Achtung!“ in Kriegsfilmen. Da wir ostwärts dem Abend entgegen fliegen wird es bald dunkel, zwei Stunden Zeitzonenverschiebung kommen dazu. So empfangen uns im Dunkel der Nacht beim Landeanflug die zahllosen Lichter Bahreins. Im Flughafen ist noch Weihnachten, überall Weihnachtsdekoration mit Girlanden, Christbäumen (Plastic) und Nikoläusen. Für die Wartezeit richten wir uns in der Transithalle ein und schlendern durch den Duty free Shop. Ich kaufe für Euros ein Tüte lecker Erdnüsse und erhalte als Wechselgeld drei Dollar Scheine und einige Bahreinische Münzen. Dann starteten wir mit einem Airbus A340 in einem Nachtflug nach Bangkok. Zu Abend gab es wieder Chicken mit scharfem Gemüse, wie schon zu Mittag.
3. Januar 2005
Das mit den Schlafen war so eine Sache, aber so 8 Uhr Bangkokzeit wachte ich auf und sah noch das letzte Morgenrot. Mit dem Frühstück überflogen wir die Westküste und das recht breite Küstengebirge. Über das Tiefland flogen wir auf Bangkok zu und konnten beim Sinkflug die Landschaft im Morgennebel immer besser erkennen. Der Flieger schwenkte zur Landung ein und so um 9 Uhr setzten wir den Fuß auf dem thailändischen Flughafenboden. Fast eine Pisaaufgabe war das Ausfüllen des Einreiseformulars, das es in zwei Varianten gab. Alles Gepäck war auch angekommen, die Kontrollen pro forma. Schließlich begrüßte uns Mrs. Sunthorn, Netty und einige weitere Schülerinnen, die extra einen Tag früher aus den Neujahrsferien gekommen waren. Der Schulbus brachte uns über Hochstraßen durch Bangkok nach Salaya, 30 km westlich von Bangkok. Ein erster Eindruck der Stadt: Die Hochhäuser der Stadt schießen wie Pilze aus dem Boden, zeigen aber auch an der abblätternden Farbe das Alter an. Riesige Plakatwände überall, reiche Häuser, arme Häuser, Palmen in der Stadt, zahlreiche Wats (buddhistische Klöster) in buntem Wechsel. Anscheinend eine Stadt im überschäumendem Wachstum und voller Leben.
In der Schule kommen unsere Mädchen ins Internatsgebäude, 7. Stock, wir Lehrer bekommen Zimmer mit WC, Kühlschrank, TV und Dusche, welche ich gleich auch benutze. Nach dem Umziehen führt uns Mrs. Sunthorn, von Freunden Mong genannt, mit zwei weiteren Damen gleich zum Essen nach Salaya aus. In einem einfachen Restaurant gibt es leckere Ente thailändisch. Ich traute mich sogar an Chilli zur Bewunderung der Drei. Der Linksverkehr ist ungewohnt, die Fahrweise sehr rücksichtsvoll. Wir fahren die Prachtstraße mit den Laternenvögeln rauf und runter und dann in einen riesigen Park mit Wiesen, lockerem Baumbestand und großen Teichen mit zahllosen Fischen, die wir zum Schluss auch noch füttern. Es sind in der Hauptsache Welse mit breitem gefräßigem Maul. Es gibt einen großen Buddha und einen Tempel zum Gedenken an einen buddhistischen Lehrer und zu ersten mal ziehen wir vor dem Buddha und dann vor dem Betreten eines Tempels die Schule aus. Wir werden das noch unzählig oft tun. Beim Abendessen trafen wir Mr. Tongchai, Direktor der Schule, und Jessica traf beim Abendessen auf eine ganze Chillischote – die Arme sah recht verquollen aus, hat es aber überlebt. Anschließend schaute ich den Schülern beim Basketball auf dem Assemblyplatz zu, spazierte mit Herrn Freitag über das Schulgelände und sah dann noch nachts eine lange TV-Sendung über den Tsunami an.
Erster Bericht aus Thailand
Dienstag, 4. Januar 2005
Sawasdee Khrap,Das ist der thailaendische Gruss. Entschuldigt die Schreibweise, denn ich habe hier einen Computer mit thailaendischer Tastatur ohne Umlaute usw.
liebe Meersburger!
Den Flug hierher haben wir bestens ueberstanden, auch das gestrige Abendessen, obwohl Jessica eine Chillischote pur erwischt hat – sie hat es ueberlebt. Mong, Om und eine weitere Kollegin zeigten uns gestern nach einem Essen in einem kleinen Restaurant (Ente) noch die Prachtstrasse und den grossen Park von Salaya: schoener Rasen, lockerer Baumbestand, auch Bodhi-Baeume, ein riesiger Buddha (Schuhe ausziehen nicht vergessen), ein Tempel (Schuhe ausziehen) und zum Schluss Fische fuettern in der grossen Teichanlage. Da wimmelt es nicht nur vor Karpfen, sondern besonders von Welsen mit breiten gefraessigen Maeulern. Unsere Schueleinnen wurden von einigen iherer Gastgeberinnen betreut. Die Temperatur ist sehr angenehm sommerlich und abends bleibt es auch nach Sonnenuntergang lange warm.
Beim Assembly heute Morgen hatten wir nach einer langen Ansprache des Direktors ueber den Tsunami unseren Auftritt etwa so wie wie ihn geplant hatten. Norbert stellte unsere Schule vor und kuendigte vor allem unsere Spendenaktion an und uebergab ein Geschenk an den Direktor. Dann stellte ich mich kurz vor, anschliessend die Schuelerinnen. Birte sprach noch einmal die Tsunamikathastrophe und die, speziell unsere, globale Zusammengehoerigkeit an. Die Schueler bedankten sich mit einem Applaus.
Eben war ich in einem Unterricht ueber Mutationen (Genommutation, Chromosomenmutation usw) : Viel Frontalunterricht mit Powerpoint, aber auch Fragen , Antworten, Diskussion. Einen Blick in die Bibliothek und die Schuelerlabors konnte ich auch schon werfen. Mein Bio-Buddy, Mr. Apisit ist mit Flu im Hospital. Mal sehen, wie es mit mir weiter geht.
Jetzt warten Tee und Kuchen im Bio-Lehrerzimmer auf mich.
Zweiter Bericht aus Thailand
Donnerstag, 6. Januar 2004
Sawasdee Khrap,Hier der zweite Bericht:
liebe Meersburger!
Dienstag Abend (4.1.2005) fand auf dem Assenbly-Platz ein Basketballwettkampf zwischen Schulen statt. Die Mannschaften der Schuelerinnen lieferten sich spannende Wettkaempfe. Anschliessend wurde der Assembly-Platz fuer das grosse Ereignis, dem Neujahrsbesuch der Moenche am naechsten Morgen, vorbereitet. Um den Platz herum standen schon die nummerierten Tische der Klassen, am Suedosteck des Platzes ein Altar mit Blumen und einem Wollkneuel. Ich fragte einige Schueler, die daran arbeiteten, was das ist, besonders das mit der Wolle. Sie hatten mit Englisch alle Muehe und konnten mehr mit Haenden und Fuessen erklaeren, dass da ein Buddha oben auf den Altar drauf kommt. Ein weiterer Schueler konnte dann erklaeren, dass die Wolle eine „holy rope“ ist. Punkt. Unter dem Maedchenbau des Internates uebte eine Gruppe noch lange einen Tanz und ich bekam immerhin mit, wie die Vortaenzerin nueng song saam si ha hok jet paed kao zip zaehlte (thailändisch 1 bis 10).
Vor dem kleinen Shop kam ich mit einer Schuelein ins Gespraech und wir unterhielten uns darueber ob sie im Fruehjahr mit nach Deutschland kommen moechte. Sie meinte aber, sie habe da zuviel in der Schule fuer die Pruefungen zu tun und koenne deshalb nicht kommen.
Mittwoch Morgen, 5.1.05, war ich so rechtzeitig auf dem Assemblyplatz, dass ich in die kleine Bibliothek gebeten wurde, wo fuer die Moenche ein Fruehstueck vorbereitet war und sogleich kamen die Moenche. Sie wurden von einigen Schuelern nach einigen tiefen Wais knieend bedient. Bei solchen Zeremonien naehert man sich sowieso den Moenchen nur auf den Knien rutschend. Dann ging es raus auf den Assemblyplatz, wo die Schueler schon ordentlich in Reihen angetreten waren.Auf den Tischen rund um den Platz stapelten sich die guten Gaben. Es gab dann Wechselgebetsgesaenge, eine lange Ansprache des obersten Moenchs ueber den Wandel in der Welt und durch den Tsunami im Besonderen. Dann wieder die Wechselgebetsgesaenge. Schliesslich gingen die Moenche mit ihren Schalen an den Tischen mit den Gaben vorbei (auch fuer unsere Schueler, Herrn Freitag und mich war ein Tisch mit guten Gaben vorbereitet) und die Gaben (haltbare Esswaren, die an Arme weitergegeben werden) wurden in die Schalen der Moenche gehaeuft, bis sie voll waren. Sogleich wurde der Inhalt in grosse schwarze Plasticsaecke geschuettet, die von Schuelern bereit gehalten wurden. Das war eine Bescherung wie Ostern und Weihnachten und Geburtstag und Neujahr zusammen.
Am Nachmittag fuhren wir alle mit den beiden kleinen Schulbussen zum Grand Palais / Wat Phra Kaeo in der Innenstadt von Bangkok. Wir hatten dort einen sehr netten Fuehrer, der uns die golden glaenzenden Tempel mit den Figuren der Waechterskulpturen davor erklaerte. Bevor wir den allerheiligsten Tempel betreten konnten mussten wir die Schuhe ausziehen, Kopfbedeckung abnehmen, Getraenkeflaschen bleiben auch draussen und keine Fotos innen. Das Gleiche gilt auch fuer die beiden Thronsaeaele. Die von Gold und farbigen Glasscherbenmosaiken glaenzende Anlage ist sehr beeindruckend. Zum Schluss ging es noch schnell durch das Museum mit den koeniglichen Schmuckstuecken und Orden. Dann ging es wieder zurueck durch den Verkehr zur Schule mach Salaya.
Der Assemblyplatz war inwischen fuer den Running Day, einem 5 km Lauf Wettkampf zwischen Schulen vorbereitet, der dann am Abend stattfand.
Donnerstag 6.1.05 Die Assembly war relativ kurz. Zum Fruehstueck war ich in der Cafeteria, wo ich Bee traf, die mir eine leckere Schale mit Nudeln zusammenstellen liess. Morgens beobachtete ich eine Unterrichtseinheit ueber Oekologie – naechste Woche werde ich da selbst einige Stunden mit Versuchen halten. Eben war ich in einem Seminar, wo drei Schuelerinnen jeweils ueber ihre Seminararbeiten berichteten. Der erste der Vortraege war fuer mich besonders interessant, da er ueber Agrobacterium handelte, mit dem ich als Student selbst gearbeitet hatte.
Viele Gruesse aus Thailand
von V.Kirchhoff
Dritter Bericht aus Thailand
Samstag 8.1.05, 10 Uhr Thaizeit
Sawasdee Khrap,
liebe Meersburger!
Wegen der Ankunft der Koreaner verzoegert sich unsere Abfahrt nach Ko Samet bis 13 Uhr und zufaellig liess mich eine Kollegin ins Bio_Dep. an „meinen“ Computer.
Das Wichtigste zuerst: Ich traf gestern Abend gleich nach dem Empfang Ihrer Mail noch Mrs. Sunthorn (Mong) und den Direktor und besprach mit ihnen die Sache mit der Spendenaktion. MWIT ist auch dran eine solche Spendenaktion zu machen. Da wuede ich die erste Moeglichkeit sehen uns anzuschliessen. Der Direktor wusste von 14 zerstoerten Schulen, fuer die sie Tools und Buecher fuer die Bibliothek finanzieren wollen. Ob es Sinn macht hier eine „eigene“ Schule mit Spenden zu versorgen? Wer ist dann der Ansprechpartner? Es soll auch einen „Royal“ Organisation fuer Kinder geben, die beim Tsunami ihre Eltern verloren haben. Fuer sie soll eine Schule (mit Internat???) eingerichtet werden. Ob es da eine Moeglichkeit fuer uns gibt? Der Direktor verprach, dass er bis Montag ein oder mehrere Projekte uns vorschlagen will. Mit Herrn Freitag habe ich darueber schon geprochen.
Donnerstag, 6.1.04: Nach dem Mittagessen kam ich zu einem Seminar zurecht, in dem drei Schuelerinnen jeweils ihre Seminararbeit vorstelleten, etwas wie unser Seminarfach. Der Erste Vortrag liess mich besonders aufhorchen, denn er handelte ueber Agrobacterium und Pflanzentumoren, mit denen ich als Doktorand gearbeitet hatte. Bisher galt fuer mich die Lehrmeinung, dass es Pflanzenkrebs nur bei zweikeimblaettrigen Pflanzen gibt, nicht bei einkeimblaettrigen. Nun stelle die Schuelerin eine Arbeit vor, bei dem bei Reis (einkeimblaettrig) bei Embryonen und Keimlingen bis zum 14. Tag unter Einfluss den Wachstumshormons 2,4D Tumore erzeugt werden konnten. Ich konnte es nicht lassen in die Diskussion einzugreifen. Nat, mein Bio-Buddy, musste das dann fuer die in englisch nicht so guten uebersetzen. Uebrigens sind die Englischkenntnisse bei Schuelern wie Lehrern extrem unterschiedlich.
Abends setze ich mich gerne ins Freie an die Tische bei dem kleinen Shop. Manchmal kommt man mit Schuelern ins Gespraech. Verstaerkt gilt das inwischen fuer die Muecken, die anscheinend zunehmend Geschmack an mir finden. Wenn ich die Haut mit Mueckenmittel einspraye, stechen sie halt durch die Hose. Das Treppenhaus zu unseren Zimmern wird von Geckos bevoelkert. Das Froschkonzert abends hat nachgelassen.
Die Schueler tragen hier Schuluniformen: Schwarzer Rock bzw Hose bis zu den Knien, blass violette Bluse bzw. Hemd, dazu ein Strickshirt in gelb für die Jungen, lila für die Mädchen. Einen Schulpyjama gibt es auch. Die jungen Lehrerinnen kommen mit chicen kurzen Röcken und Pfennigabsätzen. Das gab eine Diskussion mit unseren Maedchen.
Freitag 7.1.05
Letzte Nacht kamen die Australierinnen an, eine Lehrerin und zwei Schuelerinnen, die sich gleich beim Assembly vorstellen durften. Zum Thai-Fruehstueck (Nudeln oder Reis mit Gemuese, Fleisch usw.) und auch sonst zum Essen setze ich mich zu den Schuelern in den Speisesaal, wenn gerade sonst niemand im „Lehrerspeisezimmer“ ist. Gelegentlich kann ich so einige Worte mit Schuelern wechseln. Der Speisesaal ist so eine Sache: Er ist das unterste Stockwerk eines Gebaeudes. An seiner westlichen Laengsseite sind zahlreiche kleine Garkuechen aufgereiht, bei denen man sich sein Essen fuer 15 Bath (ca. 30 Cent) holt. Jede Kueche haelt ein anderes Essen bereit und man hat die Qual der Wahl. Die drei anderen Seiten sind offen – keine Mauer, keine Fenster oder Tueren, nichts. Nur das Lehrerspeisezimmer im Suedosten hat Mauern, Fenster und Tuer. Das Besteck liegt in Koerben bereit und man sterilisiert es, indem man es kurz in kochendem Wasser daneben schwenkt. Man isst mit Gabel in der linken Hand und fuehrt das Essen mit dem Loeffel in der rechten Hand zum Mund. Messer sind keine noetig, denn fast Alles ist kleingeschnitten, ausser den Spiegeleiern.
Nach dem Fruehstueck ging es zu einem kleinen neuen Wat. Ein Wat ist ein buddhistisches Kloster. Dort empfing uns ein junger, gut englisch sprechender, Moench. Er erzaehlte, dass er waehrend des Studiums sich die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt hatte und dann Moench wurde. Ob er lebenslaenglich Moench bleiben wuerde weiss er nicht, die Frage nach dem Morgen (wo man tot sein kann) stellt sich ihm nicht, vielleicht ja, vielleicht nein. Vor dem Vortrag ueber Buddhismus lernten wir Buddha Repekt erweisen. Buddha Respekt bezeugen geht so: Auf den Boden knien und auf die Fersen sitzen. Gefaltete Haende vor die Brust, gefaltete Haende hoch und mit den Daumen die Stirn beruehren, Haende und Stirn bei einer Verbeugung auf den Boden. Das drei mal und zum Schluss noch mal Haende vor die Brust, Haende hoch und Daumen an die Stirn und Haende vor die Brust. Meditation beim Gehen: Linkes Bein bewusst Zehen bewegen, Fuss bewegen, Ferse bewegen, Unterschenkel – Knie – Oberschenkel nacheinender bewegen, rechtes Bein das selbe. Dann bewusst langsam gehen und nur !!! an das Gehen denken. Schweifen die Gedanken ab – stehen bleiben, konzentrieren, weiter gehen, bis der Moench drei mal die Glocke schlaegt, dann konzentriert zum Start zurueck. Meditation beim Atmen: Aufrecht sitzend, Haende im Schoss gefaltet, Daumen berruehren sich locker zur Kontrolle der Konzentration, bewusst durch die Nase atmen und Atem spueren, bis Moench 3 mal die Glocke schlaegt, langsam Augen oeffnen.
Anschliessend waren wir noch in dem grossen Park suedlich von Salaya. Da war gerade ein Workshop ueber Buddhismus. Vor dem Tempel standen die Schuhe in Reih und Glied preussisch militaerisch aufgereiht.
Gestern Abend vor dem kleinen Shop sprach mich ein Schueler wieder an zur Frage von Tsunami und Folgen fuer die Oekologie der Region und der Korallenriffs. (Jeden Abend kommen noch im TV lange Berichte ueber die Tsunamifolgen). Wir sprachen auch ueber das Wetter und er meinte, dass ihm bei geschaetzten 25 Grad abends kalt sei. Meine Schilderung von 0 Grad, Schnee uns Glatteis liess ihn erschaudern und an ein Ueberleben bei solchen Temperaturen zweifeln. Ich gab ihm dann noch einige meiner schoenen Internetadressen und meine e-mailadresse und er verabschiedete sich mit einem „Thank you teacher“. Vielleicht schreibt er mir mal eine e-mail.
Heute, 8.1.2005, Samstag Morgen, ist Betrieb hier im Bio-Dep-Lehrerzimmer,nicht so viel wie sonst, wenn auch Schueler kommen um mit ihrem Lehrer zu sprechen, schreiben am eigenen Schreibtisch am eigenen Computer in der eigenen Bueroecke, wo auch die eigene Literatur usw. in Regalen steht, Konferenzen, alles ganz ruhig ohne Hektik. Ich habe auch so eine Ecke mit dem Computer der Leiterin des Departments. Sie bekam dafuer einen neuen Laptop.
Laeo pop kan mai
Churchy (mein Thai Nickname hier)
Vierter Bericht aus Thailand
Samstag 8.1.05
Sawasdee Khrap,
liebe Meersburger!
Wegen der Ankunft der Koreaner verzoegert sich am Samstag, den 8.1.2005 unsere Abfahrt nach Ko Samet . Als die Koreaner endlich da waren konnten wir nach Ko Samet starten.
Wir (Herr Freitag, Mrs. Sunthorn, Mrs. Om, Mr. Pradit, Bibliothekar Mr.Mint, u.a , Zusammen 7 Personen plus Fahrer) starteten in einem Kleinbus kurz nach 12 Uhr gen Ko Samet, einer Insel im Suedosten. Ko heißt Insel, also war das Ziel eine kleine Insel an der Südostküste des Golfs von Siam, die vor allem von Thailändern als Urlaubsziel gewählt wird. In Bangkok steckten wir erst mal in einem Stau, bevor wir am Ostende die Autobahn erreichten. Sie verlaeuft anfangs auf Staendern, auf dem Land draussen ebenerdig und ist unheimlich holprig und wellig und wir wurden kraeftig durchgeschuettelt. Die Fahrt führte durch Bangkok nach Osten hinaus, vorbei an den Fabriken den Hafengebietes. Auf den Firmengebäuden waren wolbekannte Namen zu lesen wie z.B. Audi, denn viele Firmen produzieren auch in Thailand für Thailand und den asiatischen Raum. Siemens, Audi und Liebher waren auch vertreten. Industrieanlagen entdeckte ich spaeter weiter suedlich in der Naehe des Hafens. Auf der vierspurigen Autobahn kamen wir flott voran. Bei Brücken über kleine Gewässer und so machte der Bus immer einen Sprung wenn er auf die Brücke fuhr und eine zweiten, wenn er herunter fuhr, denn die Straße führte wie eine Rampe zur Brücke hinauf und ging mit einem Knick zur waagrechten Fahrbahn auf der Brücke über und so ging es auch wie von einer Schanze von der Brücke runter. Wenden auf deutschen Autobahnen undenkbar, aber hier gibt es ganz legal und ausgeschildert den „U-Turn“, auf dem man auf die Gegenfahrbahn wenden kann um eine Ausfahrt auf der anderen Seite zu erreichen. Es gibt auch ebenerdige Kreuzungen. Diese U-turns oder Kreuzungen mit anderen Strassen sind teilweise mit Ampeln geregelt. Aber so spart man teure Brücken. Toiletten auf Rastplätzen sind etwas gewöhnungsbedürftig. In den Häuschen gibt es nicht unbedingt fließendes Wasser – das wird dann dann aus einem Becken außerhalb geschöpft. Auf den Feldern entlang der Straße wuchsen Zuckerrohr und Ananas und andere tropische Pflanzen. Nach Sueden war die Landschaft wellig und im Osten begleiteten uns Berge, nicht besonders hoch. Im Norden in der Ebene waren einige Teiche, die zur Salzgewinnung dienen sollen, andere Teiche sahen nach Fisch- und Scampizucht aus. Im Huegelland war dann Zuckerrohr und Ananas zu zu sehen, natuerlich auch Bananen und Kokosnuesse. Zwischendurch tauchten immer wieder Wat’s auf, was denn sonst in Thailand. In den „Bau- und Gartenmärkten waren Geisterhäuschen in allen Größen ausgestellt.
Vorbei an Patthaya erreichten wir am späten Nachmittag den Ort, von dem wir nach Ko Samet wollten. Mrs Sunthorn hatte für uns ein „Speedboot“ gechartert, ein größeres Motorboot, das seinem Namen alle Ehre machte. Die Alternative waren alte, klapprig aussehende Schiffchen, deren Aufbauten den Rumpf verbargen und man hatte den Eindruck sie müssten sofort volllaufen und sinken, aber sie fuhren doch, wenn auch langsam. Unser Schnellboot raste über die Wellen um das Ostende der Insel und schüttelte uns kräftig durch. So kamen wir auf der Seeseite de Insel an einem schönen Sandstrand an. Da war aber weder Hafen noch Steg. Das Boot fuhr an den Strand bis es Grundberührung hatte. Dann mussten wir die Schuhe ausziehen, Hosen hochkrempeln, Gepäck hoch halten und ans Ufer waten.
Als Unterkünfte gibt es Bungalowsiedlungen verschiedener Kategorie, für uns so etwa die mittlere. Die Häuschen standen auf Pfählen. Eine Treppe führte auf eine kleine Terrasse. Im Innern gab es eine großen Schlafraum und ein Badezimmer, das eher einer Waschküche glich, aber es reichte.
Da es schon Abend wurde schlüpften wie schnellsten in Badehosen und ab über den Sandstrand ins warme Meer mit gefühlten 28°C. Es war wunderschön in den sanften Wellen hin- und her zu schwimmen und sich vorzustellen, wie kalt es gerade in Meersburg und im Bodensee ist :-) !
Zum Abendessen, einem Feuertopf, eines von den typischen leckeren Thaiessen mit allerlei Getier aus dem Meer, luden Herr Freitag und ich die thailändischen Begleiter ein. Für neun Personen kostete das etwa 50€. Das Essen am Strand war sehr romantisch, die Palmen waren mit Lichterketten dekoriert wie Christbäume. Etwas weiter hinten am Strand stiegen leuchtende Himmelslaternen in den Nachthimmel und verschwanden irgendwo zwischen den Sternen.
Am nächsten Morgen (Sonntag, 9.1.2005) ging ich gleich in der Dämmerung nochmal ins Meer schwimmen. So warmes Badewasser im Januar darf man sich nicht entgehen lassen. Derweil kam die Sonne rot ueber den Horizont. Den Gutschein fürs Frühstück lösten wir in einem Restaurant am Strand ein. Zun „continental breakfast“ entschied ich mich für Tee. Als ich noch eine Tasse Tee wünschte wurde einfach noch mal heißes Wasser über den Teebeutel gegossen. Mit einem geländegängigen Pickup brachen wir zu einer Fahrt über die Insel auf. Straßen gibt es fast nicht, nur Fahrspuren über Stock und Stein. Zuerst ein Stop an einer malerischen Bucht zum fotografieren, dann weiter über das,was einmal eine Straße gewesen sein könnte, eine lückenlose Sammlung von Schlaglöchern. Aber wir erreichten das Ziel, ein first class Hotel mit gepflegten Anlagen in einer romantischen Bucht.
Am Nachmittag setzten wir wieder mit einem Speedboat auf das Festland über, stärkten uns mit einer thailändischen Mahlzeit in einem kleinen Restaurant und fuhren nach Salaya zurück.
Das Wochenende war fuer uns alle sehr schoen. Unsere Schuelerinnen berichteten von tollen Erlebnissen beim Shopping im Siam-Center (alles billig), Boot fahren auf Kanaelen mit einkaufen, Farm mit Kuehe melken, Naturpark mit Wasserfall und Besuch bei Nacht um Tiere zu beobachten usw.
Fünfter Bericht aus Thailand
Freitag, 14. Januar 2005
Sawasdee Khrap,Mit dem 5. Bericht hat es laenger gedauert, als ich wollte, denn es war immer etwas los.
liebe Meersburger!
Am Montag (10.1.05) konnte ich endlich menen Bio-Buddy ueberreden meine Experimente fuer Dienstag vorzubereiten, Chemikalien und Geraete. Die haben hier zwar tolle Labors, auch fuer sterile Zucht vom Pflansen auf Naehrboeden.
Meine einfachen Wuensche zu erfuellen war aber nicht einfach. Ein Problem ergab sich dabei: Ich brauchte ein Glasrohr 25 cm lang 3 cm Durchmesser. Nach lengerem suchen fand sich ein halbwegs passenses Rohr, aber mit einem Boden an einem Ende und der musste weg. Glasschneider oder Diamant waren nicht da. Aufgabe: wie bringen wir den Boden weg wobei moeglichst wenig Glasrohrlaenge verloren gehen soll. Sammeln Sie mal Vorschlaege unter Kollegen und Schuelern. Ich habs‘ geschafft.
Am Abend war dann die Welcome Party fuer uns, die Australier und Koreaner. Es kam zu einem foermlichen Austausch von Grussworten und Geschenken. Die Schulkapelle spielte thailaendische Weisen und Schuelerinnen in Thaitrachten tanzten anmutige Taenze waehrend des Essens. Anschliessend praesentierten die beiden Australierinnen ihr Land durch ein Lied. Unsere Maedchen hatten sich ein Quiz ueber Deutschland ausgedacht. Wir bildeten mehrere Ratemannschaften: Zwei Koreaner, zwei Australier, Zwei Thai-schuelerinnen, zwei Thailehrer und zwei deutsche Lehrer (wer wohl?). Hoechster deutscher Berg: Zugspitze oder Mt.Everest? Fasnacht: Festival oder Getraenk? Deutsches Essen: Netty siegte mit „Bratwurst“ usw. Es machte Allen riesig Spass. Zum Schluss gab es noch einen Thai-Tempeltanz um die Tische herum, Thaitaenzerinnen und Gaeste gemischt, sehr lustig.
Unter dem Maedchenbau uebt jeden Abend eine Tanztruppe, Britta ist auch mit dabei.
Dienstag 11.1.05 Ich hielt eine Doppelsunde ueber Boden und sauren Regen, hier etwas ganz Neues. Schulbetrieb wie ueblich. Ich konnte das Sterillabor zur Zucht von Pflanzengeweben besichtigen, in dem Schuelerinnen ihre Versuche zum Klonen von Pflanzen machen. Klingt toll, ist aber harmlos bis auf das sterile Arbeiten in einer Cleanbench. Der Kollege fragte, ob wir so etwas auch im Meersburg haben …….
Am Abend klebte ich mit den Maedchen vier Plakate ueber den Bodensee, Meersburg, deutsche Jahreszeiten, Kultur und Technik. Jetzt brauchen wir noch einen Platz zum aufhaengen.
Mittwoch 12.1.05 Eine andere Klasse mit den Versuchen zum Boden beglueckt. Es ist etwas muehsam die Schueler dazu zu bewegen selbst eine Versuchsanordnung aufzubauen und den Versuch durchzufuehren, man muss es ihnen in die Hand druecken und immer wieder aufmuntern einen sanften Monsunregen aus Eosin oder Methylenblau auf den Boden tropfen zu lassen. Antworten auf Fragen sind eine Raritaet. Sie sind halt Powerpointvotraege gewoehnt.
Am Nachmittag starteten wir zu einer Exkursion nach Nakhon Pathom. Zuerst besichtigten wir das Wachsmuseum mit Darstellungen von Thailaendern in ihrer Umgebung, beruehmten Thai-Schriftstellern und Musikern, beruehmten Moenchen (nennen Sie je einen), spielenden Kindern, schlafenden Thais, dem Koenigshaus usw. Die Figuren im Eingangsbereich sind so echt aussehend, dass man sie erst auf den zweiten Blick sie als Puppen erkennt: Oma, Mama und kleiner Sohn, ein Zeitungsleser, eine Sekretaerin, bei der man die Eintrittskarten kaufen moechte. Weiter ging es zum Schloesschen von Koenig Rama VI. An deutschen Schloessern waeren es zwei Dienstbotenwohnungen, durch eine Bruecke ueber einen Fluss verbunden. Aber sie enthalten z.B. die erste Dusche Thailands. Die Fuehrerin hatte 1999 Helmut Kohl durch Bangkok gefuehrt: „grosser Mann“ und zeigte seine Leibesfuelle. Vor dem Schloesschen waren einige Schautafeln zur Erinnerung an den Enkel des jetzigen Koenigs, der mit 21 Jahren beim Tsunami umgekommen war.
Naechstes Ziel, die groesste Stupa. Wenn man drei mal um sie herum geht, darf man wieder nach Thailand kommen. Was tut man da wohl? Na klar! Also drei mal links herum gepilgert – später erfuhr ich, dass man rechts herum gehen muss – ob Buddha mir Unwissendem verzeiht? Dabei sieht man zahllose kleine Buddhas und drei grosse Buddhas, teilweise ueber und ueber mit Blattgold bedeckt. Einige Schuelerinnen erwiesen, wie gelernt, gekonnt Buddha Respekt.
Da war dann noch ein grosser Markt unterhalb des Tempels, z.B. mit dem „fliegendem Eis“. Die Verkaeuferin fuehrte es vor: Eiskugel hoch in die Luft werfen und mit dem Eisbecher auffangen. Wer eine Eiskugel, von ihr rueckwaerts geworfen, auffaengt, bekommt ein Eis gratis. Drei von vier Versuchen unserer Schuelerinnen gelang es. Dann shoppen auf dem Markt: Lederguertel 99 Bath (2 EUR), Leinenturnschuhe 139 Bath (2,80 EUR), da kann man sich was leisten.
Abends uebt die halbe Schule Taenze, Britta mitten drin.
Donnerstag 13.1.05 Fruehstueck wie sonst gaebe es da nicht die zwei Donnerschlaege quer ueber den Sportplatz und das Licht war aus. Dann ging es kurz wieder an und nach einen riesen Lichtbogen jenseits des Sportplatzes wieder und endgueltig aus. Niemend verzog eine Mine, in die Auslagen der Kuechen kamen je zwei Kerzen. Nur wie der Unterricht ohne Mikrophon und Powerpoint ablief weiss ich nicht, denn wir starteten nach Chon Buri zu einer etwas normaleren Schule. Auf dem Sportplatz dort waren die Klassen mit ihren verschiedenfarbigen Uniformen angetreten. Im Flur zum Versammlungsraum Schuelerinnen in Thaitrachten mit Namensschildern auch fuer die Schueler, mein Name richtig geschrieben, nicht so falsch wie bei der Welcome Party. Des Raetsels Loesung: Hanna aus den Bayerischen Wald, die hier nach der 10. Klasse ein Jahr in Thailand ist und den Schnee vermisst, und nach einenm halben Jahr so viel Thai kann, dass sie dem Unterricht folgen kann. Austauch von Grussworten und Geschenken, basteln einen Bluetenkorbes aus gefaerbter Klebreismasse, Besichtigung der Schule, in der es von Computern wimmelt, stilvolle Bibliothek, ein Raum mit englischen Buechern fuer die Schueler zum Studium in der Freizeit, ein Museum im Pfahlbaustil neben einem grossen Schulteich. Dinner mit bekannt gutem und scharfem Thaiessen, Thaimusik und Thaitanz und zum Schluss wieder Alle mit Thaitanz um den grossen Tisch. Die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Gastgeber ist unbeschreiblich. In kuerszester Zeit entstanden die besten Freundschaften. Fotos in Massen und Adressenaustausch, Gaestebucheintrag. Wir kamen deshalb viel zu spaet wieder weg, so waren wir voneinender begeistert. In Patthaya badeten wir am schmalen Strand im warmem, dreckigem Wasser zwischen Muell in hohen Wellen. Zur Stadt kein druckreifer Kommentar. Durch einen Verkehrsstau gelangten wir etwas zu spaet in die Tiffany-Show, die ganz nett war. Nach einem Abendessen an Garkuechen ging es dann zuerueck. Wir waren dann gegen Mitternacht an der Schule . Thermometer auf Hoteldaechern zeigten um diese Zeit 31 bzw „nur“ 27 Grad an. Da laeuft einem um Mitternacht der Schweiss nur so runter. Ohnehin wird es mit jedem Tag spuerbar waermer und schwueler. Irgendwelche Insekten finden uns als Abwechslung zum anstechen lecker. Ich habe Stichen von oben bis unten, die aber zum Glueck nicht jucken.
Kurz vor dem Wecken am Freitag 14.1.05 gab es einen ersten heftigen Regenguss. Heute fuehren die M6 Schueler ihre Seminararbeiten vor, kein normaler Schulbetrieb. Zuerst feierliche Assembly mit dem seit Abenden geuebten Tanz in Thaitrachten. Dann Vorstellungen der Arbeiten parallel in zahlreichen Raeumen bis in den Nachmittag im 20 Minuten Takt. Ich war bei Bee, die mit zwei weiteren Schuelerinnen Zusammensetzungen ueber Koerperlotionen ausprobiert hatte. Nivea ist out, Bee-Lotion ist in! Die Vortraeger werden im Speisesaal-Fernsehen uebertragen.
Die naechste e-mail enthaelt Wettbewerbsaufgaben fuer die Meersburger Schueler zum Aushang am Thai-Brett in der Aula.
Sawasdee khrap
Churchy
Sechster Bericht aus Thailand
Dienstag, 18.1.2005
Sawasdee Khrap,
liebe Meersburger!
Nachdem am Freitag Abend einige Regentropfen den Weg zur Erde erkundet hatten, weckte mich am Samstag Morgen (14.1.05) heftiges Regenrauschen. Zum Fruehstueck lies der Regen nach, um dann wieder staerker einzusetzen. Ueber Mrs. Sunthorn bekam ich dann im 7. Stock, wo der Deutschunterricht ist, zwei Schaukaesten zugewiesen um unsere Poster aufzuhaengen. Nun kueden sie dort von Meersburg, dem Bodensee und den Jahreszeiten in Deutschland.
Samstag, 15.1.2005: Um 10 Uhr Thaizeit, genauer um 10.45 Uhr, startete ich dann mit der class 12 und ihren Lehrern in 3 Hochdeckerbussen gen Sueden zum Kings Royaly Initiated Laem Phak Bia Environmental Research and Development Projekt. Die Busse waren ueber und ueber bemalt mit Adlern, Papageien, Fischen, Damen usw. Das Wichtigste der Ausstattung im Innern war eine Musikanlage mit 4-Kanal-Mischpult, vom Beifahrer als Disjokey bedient, die hinten im Buss die Baesse so richtig rausbrachte. Der Tacho stand immer auf Null, aber Oeldruck, Wassertemperatur und Kraftstoffmenge funktionierten. An der Windschutzscheibe baumelten buddhistische Opferblumen und Amulette – es konnte also nichts passieren. Mit Hupe und Mehrkang-Pressluftfanfare bahnten sich die Busse den Weg. Der Regen lies nach und hoerte auf. Am Strassenrand begleiteten uns Reis- und Zuckerrohrfelder, Kokospalmen, Salzgewinnungsanlagen und Schrimpszuchten. Unterbrochen durch eine Pinkel- und Einkaufspause erreichten wir nach ca. 2,5 Stunden das Ziel. Schuhe ausziehen. Die Schueler nahmen im Vortragsraum auf dem Boden platz, ich bekam einen Stuhl. Vortrag auf Thai, Video auf Thai, aber so langsam wurde klar, um was es sich handelt: Eine riesige Klaeranlage. Das Institutsgelaende ist 160 ha gross, die Klaeranlage ca 16 ha. Die Klaeranlage kommt fast ohne Technik aus, keine Pumpen und ist fuer eine nahe gelegene Stadt zustaendig. Sie besteht aus 5 flachen Becken: Einem Vorklaerbecken fuer greobere Teile, drei Oxidationsbecken, wo der Sauerstoff ueber die Oberflaeche eintritt und ein Nachklaerbecken. Es wird auch in einigen keineren Becken mit verschiedenen Schilfarten und in einem groesseren Becken sogar mit Mangrove experimentiert. Verweilzeit des Wassers in den Becken 3 – 4 Monate. Auch wird mit Kompostierungsanlagen experimentiert, die aehnlich wie unsere Wurmkaefige sind, nur groesser (2 mal 2 m und 1,5 m hoch. In sie wird schichtweise Kohlreste und Erde eingebracht. Interessant war die Wanderung auf kilometerlangen Stegen durch die Mangrove bis zum Meer. Die Atemwurzeln der Baeume waren gut zu sehen. Ueberall in Handbreit Abstand waren die Hoehlen der Winkerkrabben und wenn man ihnen zu nahe kam, schwups, waren sie weg. Auch die Schlammspringerfische waren nicht nur beim schwimmen zu sehen, sondern auch wie sie mit den Vorderflossen ueber dem Schlamm liefen und die Algen abweideten. Zurueck an der Station ueberreichte mir eine junge huebsche Dame mit freundlichstem Laecheln ein Glas Wasser – das weiss man, dass man als Lehrer wenigstens in Thailand noch jemand ist. Mit einem khop khun khrap (vielen Dank) konnte ich wieder Eindruck schinden. Die Rueckfahrt wurde durch eine Einkaufs- und Essenspause an einem Markt unterbrochen, an dem es fast Alles gibt, z.B. getrockneten Tintenfisch (braun, glasig, flach). Die Kollegen luden mich gleich zu einen Thaiessen ein gut und „hot“ (scharf). Dann bahnte sich die Buskarawane weiter den Weg zurueck, durch die vierspurigen Strassen der Staedte mit deutlich mehr als 50, der Tacho zeigt eh nichts an, und die Pressluftfanfaren pusten sowieso alles weg.
So kamen wir wohlbehalten wieder an.
Sawasdee khrap
Churchy
Siebter Bericht aus Thailand
Mittwoch 19. Januar 2005
Sawasdee Khrap,
liebe Meersburger!
Am vergangenen Samstag war Unterricht, weil er am Freitag wegen der Seminarvortraege ausgefallen war. So gab es eine „Regenassembly“, bei der die Schueler auf den Gaengen standen, die zum Assemblyplatz hin offen sind. Die Lautsprechermusik zur Nationalhymne fiel aus und der a Capellagesang war etwas duenn, aber das „Morgengebet“ normal.
Fuer Sonntag, 16.1.05, hatte Mrs. Sunthorn bei einem Bekannten, der, wie sie, aus dem Norden stammt, ein Taxi bestellt. So starteten wir, Mrs Sunthorn, Herr Freitag und ich, nach Ayuitthaya, der alten Hauptstadt Siams, ca. 80 km noerdlich von Bangkok. Bei jeder Bodenwelle schrappte der Auspuff oder so was hart ueber die Strasse und im Radkasten schabte etwas. Bei Schagloechern klapperte es hinten, als ob der Kofferraum abfallen wuerde und Herr Freitag und ich schauten uns vielsagend an, aber Alles blieb dran, bis zum Ende. Die gut ausgabaute Autobahn fuehrte vorbei an Reisfeldern.
In Ayutthaya besuchten wir erst das bestens ausgestattete Museum, bevor wir die Ruinen und Tempel der alten Stadt besuchten, um die die neue Stadt gewachsen ist. Immer wieder drueckte ich bei diesen schoenen Motiven auf den Ausloeser der Kamera,bis der Film gewechselt werden musste. Auch der Chip der Digitalkamera wurde voll. Die zahlreichen Buddhafiguren werden von thailaendischen Besuchern verehrt. Auch wir erwiesen mit Mrs Sunthorn, gekonnt wie gelernt, Buddha Respekt in einem Tempel, der damals nicht zerstoert worden war, weil dort die Koenige von Burma und Siam, Frieden schlossen. Das Mittagessen in einem romantischen Restaurant am Fluss war wie immer bestens, wenn auch das Beef so hot war, dass es Herrn Freitag und mir die Schweissperlen aus der Kopfhaut trieb. Aber da verzieht man keine Mine und schoepft noch mal gut nach, denn diesen Geschmack werden wir in Meersburg vermissen. Derweil trieben laufend Bueschel von Wasserhyazinthen den Fluss hinab. Dann ging es zum Elefanten reiten. Nicht billig, aber einmal im Leben wollten wir dieses ruckartige Schaukeln erleben. Zum Abschluss der Kultur gab es die Ruinen des grossen Palastes mit den drei Stupas und den liegenden Buddha (42 m lang, 8 m hoch), der in orangenes Tuch gehuellt da liegt. Dann fuerte Mrs Sunthorn uns zu einem Zuckerbaecker, der aus Zucker suesse Haare herstellt, die in hauchduenne Omletts gehuellt genossen werden. Wir konnten ihm bei seinem Handwerk zusehen.
Jeden Abend sieht man Schueler Taenze ueben, denn am kommenden Samstag ist Sportfest.
Sawasdee khrap
Churchy
Achter Bericht aus Thailand
Donnerstag 20.1.05
Sawasdee Khrap,
liebe Meersburger!
Montag und Dienstag (17.und 18.1.05) war hier weitgehend Schulalltag. Das Wetter wird wieder warmer bzw. heisser und schwueler, vorhin hat es sogar etwas geregnet. Am Montag um die Mittagszeit hiess es fur Herrn Freitag und mich: In 10 Minuten Lunch mit der stellvertretenden Schulleiterin. Sie fuhr mit und ins Ausbildungshotel der Uni zum italienischen Buffet. Ah, so schmeckt also Europa. Anschliessend besichtigten wir noch das Ausbildungshotel im obersten Stock.
Am Nachmittag hatten unsere Schuelerinnen Thai-Kochkurs. Das leckere Ergebnis gab es dann um 4 pm in der Cafeteria-Lehrerzimmer. Abends ueben die MWIT-Schueler wieder Taenze, denn am Samstag ist Sportfest. Eine andere Klasse tauscht ihre gewichtelten Neujahrsgeschenke aus. Hier feiert man schon seit 3 Wochen Neujahr. Fuer den Geschenkaustausch ist das wichtig, denn es gibt kein Weihnachten, auch wenn man immer wieder Christbaeume sieht. Am Dienstag Abend nahm uns ein Physiklehrer nach Bangkok mit. Zuerst auf das hoechste Hotel der Stadt, ueber 300 m hoch. Darunter das Lichtermeer der Stadt bis zum Horizont. Die breiten Autobahnen wie eine Carrera-Bahn, nur mehr Betrieb und komplizierter. Dann durch das Rotlichtviertel – alles kaeuflich, Uhren, Maedchen, Jeans, Boys, Shirts, Schildchen und Schilder mit eindeutigen Angeboten an CD’s und Etablissements werden einem entgegengehalten, Haende ergreifen den Arm, um in die naechste Bar zu geleiten, Beer and Whisky free (und dann?), laufen und blos nicht stehen bleiben. Wir widerstehen den Versuchungen und Angeboten! Zum Ausgleich entdecken wir noch einen wunderschoenen Wat, der in der Nacht malerisch beleuchtet ist und sogar besichtigt werden kann. Am Tag sind diese Wats schon wunderschoen mit ihren ornamentalen Mosaiken auf den Waenden und Stupas, aber nachts gegen den schwarzen Himmel mit dem Halbmond glaenzen sie noch goldener und romantischer.
Jetzt gehe ich mal zum Mittagessen, waehrend Sie wahrscheinlich fruehstuecken.
Sawasdee khrap
Churchy
Neunter Bericht aus Thailand
20.1.05
Sawasdee Khrap,
liebe Meersburger!
Am Mittwoch (19.1.) und Donnerstag haben alle M6er in Thailand einen nationalen Test, vielleicht so was wie Thai-Pisa. Ich habe mal etwas unter Schuelern rumgefragt. Die Meinungen ueber die Schwierigkeit schwankte etwas, leichte Mehrheit fuer easy.
So zog ich dann am Vormittag los, um auf der anderen Seite der Strasse, gleich gegenueber des Schultores einen Film zu kaufen. Nichts leichter als das? Aber ich lernte einen Tsunami zu lieben, denn der kommt in 1000 Jahren einmal und ist dann wieder weg. Aber der Verkehr auf dieser Strasse ist ein permanent rollender Verkehrstsunami von rechts und links (Achtung, Linksverkehr!), der kaum Luecken aufweist und ich brauche zwei Luecken zugleich und das gerade bei mir – da musste ich laaaaaaaaange warten. Da ich schon mal drueben war ging ich auch gleich zur Markthalle und musste noch eine Strasse ueberqueren. Waaaaaaaarten. Die Markthalle ist ein Sammelsurium von zahllosen kleinen Staenden von Haendlern und Koechen. Da wird laufend allerlei gebraten und gekocht und irgendwer isst immer was. Dahinter die Staende mit Bergen von bekannten und noch mehr unbekannten Fruechten, Gemuesen, Gewuerzen (nur das, welches ich suchte, war nicht dabei), Staende mit allerlei Fischen, auch Welse und Aale (einer hatte die Freiheit suchend die Wanne verlassen und schlaengelte sich auf dem feuchten Betonboden), Tintenfischen, Krebstiere aller Art tot und auch lebendig wie z.b. Langusten, getrocknete Fische und Tintenfische, lebende Schildkroeten, die Aufzaehlung ist sicher nicht vollstaendig. In einer Gasse dahinter konnte man sich einkleiden und gerade noch eine Stereoanlage kaufen. Natuerlich darf an einem Eck der Anlage an der Strasse ein grosses Geisterhaeuschen nicht fehlen. Nun zurueck und wieder an der Strasse waaaaaaaaaaarten. Ich habs‘ ueberlebt ohne Reifenspur auf dem Shirt.
Um halb eins Abfahrt zurch Orchideenfarm, die nur eine halbe Stunde noerdlich liegt. Der Sohn des Gruenders empfing und ueberaus freundlich. Es ist eine neue Anlage. Der Vater hatte wilde Thaiorchideen gekreuzt und so bewaehrte Sorten gezuechtet. Die werden von den Soehnen mit zahlreichen Mitarbeitern eigentlich grosstechnisch vermehrt. Bestimmten Stellen der Orchideen werden besonders teilungsfreudige Zellen entnommen und als Zellkultur (Fachausdruck Protokormkuktur) gezuechtet. Erst die einzelnen Zellen in einer Fluessigkultur, dann in liegenden Flaschen auf Naehrboeden, wo unter Einfluss von Wachstumshormonen aus den Gewebekulturen Pflaenzchen entstehen. Unzaehlige Flaschen fuellen sehr viele Regale in einer riesigen Halle. Die Zellkulturen werden in Reinraeumen in Cleanbenches unter sterilen Bedingungen uebertragen. Wenn die Pflaenzchen gross genug sind werden sie fuer mehrer Wochen auf Netzen ausgebreitet, wo nur die besten ueberleben. Diese werden dann in Toepfen mit weichgepressten Kokosfasermatten eingepflanzt und zur Verkaufsgroesse und Bluete gezuechtet. Kostet 150 Bath = 3 EUR je Pflanze. Der Junge Besitzer war stloz darauf und das Alles zu zeigen und war gluecklich darueber, dass ich diese Technik wenigstens theoretisch aus meiner Studentenzeit kannte und ihm bei der Erklaerung helfen konnte, Wir haben dann darueber noch etwas gefachsimpelt. Dann stand noch Kaffee (heiss) und eisgekuehltes Wasser bereit – gemischt hatte es die richtige Temperatur. Der junge Besitzer war so stolz auf die blonden Besucherinnen aus old Germany, dass er sich immer wieder mit ihnen fotografieren liess. Die begleitenden Thai-Lehrerinnen kauften kartonweise Orchideen zum Schmuck ihrer Wohnung und auch einige Schuelerinnen kauften Orchideen. Nun ist die Aufgabe zu loesen sie wohlbehalten im Koffer nach Deutschland zu bringen.
Dann ging es weiter scheinbar kreuz und quer durch das Land, real nach Suedwesten in die Naehe von Ratcha Buri. Dort gibt es das „Fledermauskloster“. Es gibt dort etliche Berge aus Kalk (wie Schwaebische Alb) und folglich auch Hoehlen. In einem Berg gleich hinter einem Wat mit einer grossen Fledermausskulptur auf dem Rasen und Laternen mit Fledermausmotiven ist auf halber Hoehe die Hoehle, vor deren Eingang locker einige Felsen liegen. Als die Daemmerung einsetzte kreisten vier Falken ueber dem Eingang und dann ging es los. Zuerst kamen stossweise einige Gruppen von Fledermaeusen heraus und die Falken stiessen auf sie herab. Sie muessen erfolgreich ihr gewohntes und puenktlichen Abendessen erwischt haben, denn sie waren dann nicht mehr zu sehen. Dann sah man es wie schwarzen Qualm immer dichter zwischen den Steinen hervorquellen, so dicht stroemten die Fledermaeuse heraus und zogen als mal schmales, mal breites Band wogend ueber den Ort zu ihren naechtlichen Jagd- und Fressplaetzen. Dieses Schauspiel dauerte etwa 15 Minuten, bis der Strom langsam nachliess. Es sind viele Millionen Tiere,die da leben und jeden Abend ausfliegen.
Ein Englischlehrer aus Ratcha Buri, ein Freund von Mrs Sunthorn, war auch gekommen. Er geleitet uns in das naechtliche Ratcha Buri zu einem Einkaufscenter und lud uns gleich zu einem besonderen Thaiessen ein, das den Japanern etwas abgeschaut ist (die Maedchen fragten gleich nach McDonalds). Auf dem Tisch steht ein elektrisch geheizter Kochtopf mit Wasser, in den die Zutaten gegeben werden: Fleisch, Fisch, Gemuese, Nudeln und andere spezielle Teigwaren, Pilze, (was vergessen?). Bis das fertig war gab es erst mal einige Stuecke gebratene Ente, alles mit Staebchen zu essen und mit chinesischem Suppenloeffel (Herr Freitag verlangte nach Gabel und Loeffel). Getraenke: in Thailand immer gekhuehltes Wasser mit Eiswuerfeln vom einfachsten Essen am Strassenrand bis zum feinen Dinner. Den Inhalt des Topfes fischte man sich mit einen Siebloeffel in sein Schaelchen, nahm es mit den Staebchen und tunkte es in eine Sosse, die man sich nach Geschmack mit Knoblauch und gruenem (xxl-hot!!!) Chilli wuerzt. Lecker, wenn man nicht zu viel vom gruenen Chilli nimmt.
Nach etwa anderhalb Stunden naechtlicher Fahrt waren wir wieder an der Schule, wo wieder Taenze geuebt wurden.
Jetzt weiss ich auch wozu die Katzen hier gut sind: Beim Abendessen laeuft eine der Katzen mit einer frisch erlegten Maus quer durch den Speisesaal. Im Fernsehen zeigen sie schon den Wiederaufbau im Tsunamigebiet.
Sawasdee khrap
Churchy
Zehnter Bericht aus Thailand
Freitag, 21. Januar 2005
Sawasdee Khrap,
liebe Meersburger!
Der Besuch geht dem Ende entgegen, man merkt es an den Terminen, von denen man ueberfallen wird. Waehrend des Assembly kam Mrs.Sunthorn und ueberrachte uns die Ankuendigung, dass wir uns auf der Assembly (dieser!!!!) verabschieden sollen. Ich rannte los und holte den „Scheck“ und das Geld, Herr Freitag hatte zufaellig seine Abschiedsrede schon dabei und Birte fand auch spontan noch einige Worte und so konnten wir uns stilgerecht mit Spende fuer die zerstoerten Schulen offiziell verabschieden. Wenn jetzt eine Ansage kaeme „Tsunami in 5 Minuten“ wuerden wir das wohl auch noch meistern.
Mit Mr. Apisit, meinem Bio-Buddy hatte ich ausgemacht, dass ich heute eine Stunde ueber UV und Ozon machen wuerde und hatte das zwei Tage vorbereitet. Knapp vor Acht meinte er, dass die heutige Klasse den sauren Regen noch nicht gesehen haette und dass ich ihn nochmal (zum wievielten mal?) machen sollte. Das brachte ich dann auch noch in Kurzform in der halben Zeit hin. Dann verkuendete ich, dass wir leider morgen abfliegen muessen, und dass ich noch ein Foto machen wollte. Dazu hatte ich eine Kette mit den UV-Perlen vorbereitet, die im Innenraum blass waren, und haengte sie einer Schuelerin um. Nach dem Foto befand ich, dass das Licht hier zu schlecht sei und wir auf den Flur in die Sonne gehen um noch ein Foto zu machen. Dabei wurden die Perlen farbig. Nun folgten die typisch deutschen Leherfragen: „Why? Etliche Schueler interessierten sich dafuer und es kam zu interessanten Diskussionen. Noch wichtiger war dann das Gespraech mit den Bio-Kollegen hier ueber meinen Stil.
Es folgte das offizielle „Goodbye“ im Bio-Dep. mit der Uebergabe eines Oekologiebuches, verschiedener Papers, Toblerone und Aventskalendern, wobei letztere besonderes Entzuecken bei Kolleginnen hervorriefen. Die Leiterin des Bology-Departments ist heute nicht da, denn sie heiratet morgen. Dann kam Mr. Pradit und cancelte das Mittagessen, um das Canceln 5 Minuten spaeter zu canceln. So gingen, genauer fuhren, wir mit einer Physikerin und einem Physiker in ein einfaches chinesisches „Restaurant“ am Strassenrand gleich neben der Schule. Nudelsuppe mit Staebcher zu essen und verschiedene Roellchen in Dampf gegart, dann Kokospudding. Schmeckte wieder sehr gut, man muss sich nur trauen in Alles hineinzubeissen.
Heute Nachmittag will uns der Chef von MWIT sprechen, heute Abend zum Essen bei Mr. Pradit, falls nich wieder was gecancelt, verschoben, zu- oder abgesagt wird.
Vielleicht gibt das noch den 11. Bericht. Morgen ist uebrigens morgens noch ein Sporttag.
Sawasdee khrap
Churchy
Elfter Bericht aus Thailand
Freitag, den 21.1.2005 Fortsetzung
Am Nachmittag bin ich zuerst im Bio-Department, spaeter mal kurz im Zimmer. Wie ich dann draussen rumstehe und mit Bee plaudere werde ich plötzlich von einem Schüler zum Schulleiter gerufen, denn das Abschiedstreffen mit ihm ist schon im vollem Gang. Wir sprechen über das, was uns gefallen und besonders beeindruckt hat und bedanken uns herzlich dafür, dass wir an dieser Schule zum Austausch sein durfte,. Zur Erinnerung wurden dann viele Fotos von uns mit dem Schulleiter gemacht. Dann tauchten auch meine Kollegen aus dem Bio-Department auf und überbrachten mir noch ein hübsches kleines Geschenk: Gläseruntersetzer in einem Schränkchen. Auch hier zur Erinnerung zahlreiche Fotos. Unten auf dem Hof treffe ich Meaw (Aimorn) mit ihrer Mutter, die mich schon lange gesucht hatten. Wegen der Ausflüge, die ich mit Meaw, Netty und Bee damals im Frühling unternommen hatte, überreichten sie mir Geschenke (vier Tischsets mit Stäbchen und einen Thai-Kuchen) und wir unterhielten uns noch ein Weilchen.
So um 5pm kommt Mr. Pradit und fährt mit Herrn Freitag und mir zu sich nach Hause, einem hübschen Häuschen mit Garten in einer Siedlung 15 km westlich von Salaya. Im Garten brutzelt schon etwas auf dem Grill. Bald danach beginnt das Abendessen. Genau genommen essen in der Hauptsache Herr Freitag und ich, Mr. Pradit weniger und seine Frau ist nur zu sehen, wenn sie die nächste Delikatesse auf den Tisch stellt. Es beginnt mit Ente gebraten, Gemüse, Ente gekocht, Muschel gegrillt, in Folie gegrillter Fisch, weitere Muscheln gekocht mit Zitronengras, noch ein Fisch in Blättern und Folie gegrillt, Reis, Chicken in scharfer Soße, Fisch in scharfer Soße. Beim dritten Fisch, in Blättern und Folie gegrillt kapitulieren wir – nichts geht mehr rein. Aber es waren die besten Muscheln und die besten Fische, die ich je gegessen hatte, da kann die französische Küche noch lernen. Nur noch etwas Obst, frische gelbe süße Mangos aus dem eigenen Garten und eine chinesische Drachenfrucht fanden nach einer Pause noch Platz. Nach einer Serie Erinnerungsfotos werden wir in die Schule zurück gefahren. Wer die thailändische Herzlichkeit und Gastfreundschaft nicht erlebt hat, weiß nicht, was das ist. Für diese Herzlichkeit gibt es einen thailändischen Ausdruck: „nam djai“ – „das Wasser des Herzens“.
Da ist es nun an der Zeit den Koffer endlich zu packen in der Hoffnung, dass alle Geschenke und Souveniers auch hineingehen und tatsächlich, der Deckel geht zu und vom Gewicht her scheinen es nicht mehr als 20 kg zu sein. So kann ich mich beruhigt schlafen legen.
Samstag 22.1.2005
Wegen des üppigen Abendessens bei Pradit frühstücke ich auf dem Zimmer die restlichen Thai-Kekse und den Früchteteller mit einer Tasse Tee. Da erklingt schon 10 vor 7 die Schulhymne – also schnell fertig angezogen und raus zum Assembly. Viele der Schüler erscheinen in festlichen Thai-Trachten für das Sportfest. Auch einige unserer Mädchen tragen Thai-Trachten. Es folgen wie üblich Nationalhymne, Fahne hissen und „Morgengebet“. Anschließend stellen sich die Schüler auf und marschieren die Straße in Richtung Tor und verschwinden in dem neuen Gebäude gleich beim Tor, an dem zuletzt nicht nur sonntags, sondern auch nachts gearbeitet worden war. Natürlich gehe ich hinterher. Im unteren Stockwerk ist eine Aula mit umlaufender Galerie, im oberen Stockwerk eine Sporthalle mit Tribünen an den Längsseiten. Auf der südlichen Tribüne haben die Sprech- und Gesangsgruppen der vier Schülergruppen „Grün“, „Rot“, „Blau“ und „Lila“ Platz genommen und skandieren zum Klang der Trommeln ihre Sprechgesänge, während sie mit den Armen rhythmische Bewegungen machen. Es folgt eine kurze Ansprache des Direktors, der dann von der Tribüne steigt und an einem Transparent ein kurzes Band durchschneidet. Damit ist die Halle eröffnet. Die Gruppe Blau eröffnet diesen Sporttag mit der Aufführung eines thailändischen Märchens mit Bauern auf den Feldern, Prinzessin mit Hofstaat und dazwischen ein Meer, dargestellt mit blauen Fahnen. Fremde Krieger überfallen die Bauern und werden geschlagen und gefangen. Schwan auf dem Meer rettet Kind. Tsunamiwellen überfluten und vernichten eine Armee – Prinz tot und wird beweint, kommt dann in den Himmel. Es folgt dann eine modernere Tanzaufführung, begleitet von dem Sprech-Gesang-Klatsch- und Trommelchor auf der Tribüne, eine tolle Vorführung. Auch die anderen Gruppen führen je ein Märchen und eine Tanzaufführung vor, die je gut eine Stunde dauert. Zwischendurch gehe ich kurz auf mein Zimmer, weil der letzte Film voll ist und muss feststellen, dass die Maid sehr gründlich aufgeräumt hat, denn das Obst von Pradit für die Reise und das für Sawet bereitgestellte Geschenk ist weg. Der Deutschlehrer Gerhard Schneider meint, dass sie es wohl als Geschenk für sich angesehen haben mag, weil es auf dem Boden bei der Tür stand. Was mag sie mit drei CD’s mit Musik von J.S.Bach und einer Zeichenschablone für Chemie und Physik anfangen? Ich gehe zurück zum Fest. Auf der Tribüne ist es jetzt unerträglich heiß und ich stelle mich unten in die Nähe eines Fensters, wo so etwas wie ein Lufthauch ist. Kurz nach 12 gehe ich zum Essen, dem letzten, das heute kostenlos ist. Gerhard kommt dazu und wir plaudern noch über das deutsche und thailändische Schulsystem, bis ich den Koffer holen muss, denn um 1 pm soll die Abfahrt sein. Aber ersteinmal stehe ich allein beim Bus, bis um 1 Uhr Herr Freitag auftaucht, dann so langsam auch die Mädchen und all deren thailändischen Freundinnen und Freunde. Es wird ein sehr langer und sehr bewegter Abschied mit Umarmungen, Adressenaustausch, Fotos, Fotos, Fotos …..So kurz vor Zwei ( 1 Uhr Thai-time) setzt sich endlich der Bus in Bewegung in Richtung Flughafen. Einige der thailändischen Freundinnen fahren mit, andere folgen mit einem Taxi. Letzte Blicke auf die Landschaft und die Stadt, die uns in den drei Wochen vertraut geworden ist. Vor dem Flughafen wieder Abschiedsscenen, die nicht enden wollen und zeigen, wie sehr man sich gegenseitig ins Herz geschlossen hat. Wie oft habe ich eigentlich zu wem Goodbye und Sawasdii khrap gesagt? Wir sind irgendwie eine Familie geworden. Der Busfahrer und der begleitende Lehrer warten ungeduldig, denn Letzterer will noch rechtzeitig zur Hochzeit der Leiterin des Biologie-Departments kommen. Nachdem wir und das Gepäck eingecheckt sind ein weiterer Abschied von den verbliebenen Freunden vor der Passkontrolle. Aber dann kommen doch nach langer Zeit Alle in die Wartehalle. Einige letzte Einkäufe mit den letzten Bath, dann gehen wir zum Gate 51 und besteigen das Flugzeug, eine eng bestuhlte B767. Der Start erfolgt um 6 pm in der Abenddämmerung, das Abendrot dauert sehr lange, denn wir fliegen mit der Nacht nach Westen und so wird es eine etwa 18 Stunden lange Nacht bis Frankfurt. Aber zuerst gibt es an Bord etwas zu trinken (Rotwein) und Knabberzeug (13 Gramm), etwas später Abendessen (Fisch). Dann versucht man trotz dieser engen Bestuhlung etwas zu schlafen, aber da wird nicht viel daraus. Der Flug dauert etwa 7,5 Stunden. Kurz vor der Landung in Bahrein um 22 Uhr Ortszeit gibt es ein Frühstück mit Kaffee, Obst und einem Cookie. Dann sitzen wir fast 4 Stunden in der Transithalle, gehen herum oder manche schlafen auf dem Boden. Die Weihnachtsdekoration von vor drei Wochen ist abgebaut. Draussen regnet es, obwohl wir hier eigentlich in der Wüste sind. Die Klimaanlage kühlt uns schon mal auf deutsche Temperaturen herunter. Die drei Dollar, die ich beim Herflug als Wechselgeld in der Nussbar erhalten hatte setze ich an gleicher Stelle in weitere Nüsse um.
Sonntag, der 23.1.2005 So um halb Zwei besteigen wir das Flugzeug, es ist diesmal der versprochene Airbus 340 mit ein wenig mehr Sitzplatz. Um 2 Uhr sollten wir starten, aber da rappelt und rumpelt es weiter im Frachtraum, dass der ganze Flieger wackelt. Frachttür auf, Frachttür zu zum wiederholten male, laute Stimmen draussen mit Anweisungen auf arabisch und wir warten. Irgendwas soll mit Passengers sein. Endlich 10 nach 3 rollen wir zum Start und heben endlich ab zu sehseinhalb Stunden Flug. Mit schlafen ist jetzt nicht mehr viel und ich schaue mir einen Film an, den ich beim Herflug schon sah, jetzt mit Ton auf englisch. Zwischendurch gibt es ein Essen – Abendessen oder Frühstück (Nudeln mit Tomatensoße)? Gelegentlich wird was zum trinken angeboten. Nach einigen Schlaf- und Dösversuchen sieht man in der ersten zaghaften Dämmerung unten erleuchtete Städte, vermutlich in Tschechien. Im Osten ein zaghafter Streifen Morgenrot der kaum größer wird, denn wir fliegen ihm westwärts davon. Über Karlsbad beginnt der Sinkflug. Erst mit der Landung in Frankfurt wird es hell. 18 Stunden Nacht sind zuende. Mit dem Gepäck geht es relativ zügig, alle Koffer kommen an. Der Flughafenbus bringt uns zum Flughafenbahnhof und wir erreichen trotz über einstündiger Verspätung des Fliegers unseren ICE. Der große Becher Kaffee, den wir uns da für 2,60 EUR gönnten schmeckte eher nach Bohnentee. Als ich das Taschenmesser aus der Außentasche des Koffers holte bemerkte ich große Feuchtigkeit das selbst und auch in der zweiten Innentasche und zuhause fand ich noch Feuchtigkeit im Innern. Das war wohl der Regen aus dem Wüstenort Bahrein. Mein Koffer muss da länger in dem Regen gelegen haben, der in Mekka den Platz zur Steinigung des Teufels überschwemmt und zu einer Panik geführt hatte. Der ICE brachte uns bei sonnig -kaltem Rauhreif – Wetter nach Ulm. Friedrichshafen erreichten wir mit dem IRE, den auch etliche Narren benutzten, um zum Narrentreffen zu kommen. Unterwegs bemerkte Fabienne, dass sie den Muschelvorgeng im ICE hatte liegen lassen und eilte in Friedrichshafen gleich zum Schalter. Die meisten Mädchen wurden in Friedrichshafen von den Eltern abgeholt. Mit Kirsten und Fabienne fuhr ich per Seehänsele weiter mit zahlreichen Narren. Kirsten stieg in Überlingen aus. Fabienne in Sipplingen und ich gelangte so um halb drei daheim in Bodman-Ludwigshafen an, wo mir meine Nachbarin schon ein Vesper gerichtet hatte.