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BNE: Nachhaltige Schule

Das DHG Meersburg wird nachhaltig

Das Droste-Hülshoff-Gymnasium Meersburg ist als Vollmitglied im Netzwerk „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) aufgenommen worden und erhielt am Freitag, 2.7., in einem kleinen Festakt das Zertifikat überreicht, das künftig auch ich Form einer Tafel die Fassade zieren wird. BNE ist eine internationale Bildungskampagne der Vereinten Nationen. Mitgliedstaaten haben sich in diesem Zusammenhang verpflichtet, Prinzipien der Nachhaltigkeit in ihre Bildungssysteme zu integrieren und in den Bildungsinstitutionen praktisch umzusetzen. Hintergrund dessen ist das 2020 speziell auf Nachhaltigkeit in der Bildung aufgelegte neueste UNESCO Programm “Education for sustainable Development“. In Deutschland wird das Programm von der deutschen UNESCO-Kommission sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung betreut. Nachdem Nachhaltigkeit bereits 1994 als Staatsziel im Grundgesetz festgelegt worden war, sollen jetzt Nägel mit Köpfen gemacht werden. Ziel ein „kritischer und engagierter Umgang mit den großen politischen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit“, wie es im BNE-Portal des Bundesministerium heißt.
Dass das nur fachübergreifend gehen kann, liegt auf der Hand, wie Lena Hofstätter – zusammen mit Isabel Wolowski projektbetreuende Lehrerin am DHG – anlässlich der Verleihung des Zertifikats ausführte. Anstoß, sich für eine Mitgliedschaft im Netzwerk BNE zu bewerben, sei die Fridays-for-Future Bewegung gewesen, der Schüler-Klima-Gipfel in Friedrichshafen 2020 und nicht zuletzt die Fair-Trade AG am DHG, die bereits seit Jahren aktiv ist. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht die Klasse 9b.
Andreas Hachenberg vom Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung, der den kleinen Festakt auf dem Schulhof eröffnete und anschließend das Zertifikat überreichte, betonte, dass das DHG stolz sein könne, die Vollmitgliedschaft im BNE Netzwerk erklangt zu haben. Die von der UNO definierten 17 Ziele könne man zusammenfassen in das Ziel, weltweit menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Praktisch bedeute dies z.B., Schule „zukunftsfähiger zu machen“, zu lernen, Probleme mit Weitsicht zu lösen. Mittel hierzu seien neben der Lehre die Vernetzung mit anderen Schulen, Tagungen zu einschlägigen Themen und die Kontaktpflege mit Politik. Dementsprechend waren auch Meersburgs Bürgermeister Robert Scherer, sowie Klaus Hoher (FDP) und Martin Hahn (Grüne), beide MdL aus dem Bodenseekreis, geladen.
Hoher beglückwünschte die beteiligten Schülerinnen und Schüler und ermutigte sie, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen.
Hahn reflektierte die Frage, was eigentlich nachhaltig sei, und nannte mit der Forstwirtschaft in Baden-Württemberg ein Beispiel, an dem sich zeige, dass sich nachhaltiges Wirtschaften in manchen Bereichen bereits seit ca. hundert Jahren entwickelten. Er wünschte den Schülerinnen und Schülern Glück und Erfolg bei ihren weiteren Projekten, die sich bereits in der Schulaula in aushängenden Ideensammlungen ankündigen.
Bürgermeister Scherer betonte, dass Nachhaltigkeit zu Hause beginne: „Es geht im Kleinen los“. Umso wichtiger sei es, BNE an Schulen umzusetzen, dem Lernort der zukünftig maßgeblichen Generationen.

Die Jahrgangsstufe I im Gespräch mit Martin Hahn

Martin Hahn war bereits in den beiden Stunden vor der Verleihung des BNE Zertifikats zu Gast bei der Jahrgangsstufe I in der Kapelle des DHG. Dies geschah im Rahmen eines u.a. an Landtagsabgeordnete gerichteten Aufrufs der Landesregierung, Schulen zu besuchen und mit Schülerinnen und Schülern zum Thema Europäische Union ins Gespräch zu kommen. In einem Eingangsreferat, in dem sich Martin Hahn zunächst vorstellte – ursprünglich Bio-Landwirt bei Überlingen, Studium, seit ca. 10 Jahren Landtagsabgeordneter der Grünen – skizzierte er Aufgaben und Probleme der EU- Politik. Grundsätzlich mache Politik, so Hahn, „ohne Druck aus der Gesellschaft nichts“.
Als sehr große Institution, in der 28 Nationalstaaten zusammenarbeiten, erweise sich dieselbe zuweilen als „zahnloserTiger“, z.B. bei Anlaufschwierigkeiten in der Organisation der aktuell nötigen Impfkampagne, sie könne aber genauso auch auf große Erfolge verweisen. In der Landwirtschaft sei die EU bzw. ihre Vorläufer historisch am längsten tätig. Sicherstellung der Ernährung nach dem Hunger der Nachkriegszeit sei die Kernaufgabe von Beginn an gewesen. Die Lösung des Problems sei einerseits eine Erfolgsgeschichte, führte andererseits aber zu „Butter- und Fleischbergen“ und damit zu Problemen anderer Art, mit denen man sich bis heute auseinandersetzen müsse. Als neue Themenfelder neben der Ernährung seien in den letzten Jahrzehnten die Umwelt, die Artenvielfalt und das Klima hinzu getreten.
Nach dem Eingangsvortrag waren die Schülerinnen und Schüler eingeladen, Fragen zu stellen, was von der Jahrgangsstufe I lebhaft und thematisch sehr breit aufgestellt genutzt wurde. So wurde über die in der EU erforderliche Einstimmigkeit bei Abstimmungen diskutiert. Hahn positionierte sich klar für eine Änderung hin zu „qualifizierten Mehrheiten“, die „hoch“ sein müssten, aber doch Mehrheiten. Auf die Frage, was er von „Frontex“ und gegenwärtigen Ansätzen zur Lösung der Flüchtlingsproblematik halte, antwortete Hahn, wichtig sei eine Wirtschaftsförderung vor Ort, weil Aufnahme von Flüchtlingen nicht unbegrenzt möglich sei. Allerdings wies er auch auf die moralische Verpflichtung der EU hin, Flüchtlingen zu helfen. Das müsse immer weiterhin möglich sein und sei im Übrigen vergleichsweise finanziell kein Problem- ein laut Hahn vorgeschobenes Argument dagegen.
Des Weiteren kamen die Schülerinnen und Schüler auf Fragen, wie sich die EU im wirtschaftlichen Konflikt zwischen den USA und China wohl positionieren sollte, wie man mit Ländern innerhalb der EU umgehen könnte, die sich nicht an Regeln halten und wie man Staaten wie Weißrussland begegnen könnte angesichts der innenpolitischen Spannungen dort und der Entführung eines Flugzeugs.
Die Frage, ob die Marktwirtschaft den Klimawandel stoppen könne, beantwortete Hahn damit, dass in technologischer Entwicklung die Lösung liegen müsse, dies wiederum nicht ohne Druck aus der Politik geschehe, z.B. über die CO2-Bepreisung. Sicherlich sei jedoch die Marktwirtschaft das taugliche Instrument dafür, wenn die Innovationskräfte einmal geweckt seien. In dem Zusammenhang diskutierten die Anwesenden anschließend über kostenlosen ÖPNV, die Chancen von E-Autos und Hahns Meinung dazu, sowie die Problematik der Lieferketten d.h. Arbeitsbedingungen in Quellenländern, gerade in Bezug auf die Produktion z.B. von Batterien. Hieran schloss sich die Frage, wie man Standards in anderen Ländern überhaupt sicherstellen könnte, denn die Verantwortung, darüber war sich die Versammlung einig, liege ja wohl hier und die Standards müssten gewahrt sein, wenn man sich schon darauf verständige. Hahn plädierte für ein Siegel für faire Produkte im Alltag und für Projekte in den Quellenländern, um dort zu helfen, Standards einzuführen und zu halten. „Das muss von unten kommen“: Hahn meinte die Unternehmen, die vor Ort aktiv werden müssten. So wie man das Thema Klimaschutz inzwischen in der Wirtschaft verankert habe, so müsse man eben auch das Thema der Sozialen Frage verankern.
Weitere Themenfelder, die die Schülerinnen und Schüler bewegten, waren zum einen lokal bzw. auf die BRD bezogen – z.B. was Hahn von einem bedingungslosen Grundeinkommen halte, ob man „Hartz 4“ erhöhen müsste oder wie wohl die Landwirtschaft der Zukunft aussehe – , andererseits global und international orientiert: Wie die Chancen stünden, dass afghanische Mitarbeiter der Bundeswehr oder anderer deutscher Organisationen in der BRD Aufnahme finden können, nun nach dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und der daraus resultierenden Gefahr für einheimische Mitarbeiter, die dort bleiben müssten.
Die Veranstaltung musste aus Zeitgründen beendet werden, da die Verleihung des BNE-Zertifikats bevorstand. Wenn es nach den Teilnehmern gegangen wäre, hätte die Veranstaltung noch länger dauern können. Die Jahrgangsstufe stellte mit einem sehr großen Fragespektrum ihr Interesse an politischen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Fragen unter Beweis, was einen positiven Blick auf die kommende Generation erlaubt, wie Martin Hahn im Anschluss feststellte.
Der Vormittag endete im Schulgarten, wo am Gemüsebeet der Klassenstufe 5, angesichts von Salat und Kohlrabi, weiter Gelegenheit war, mit den Gästen über nachhaltiges Arbeiten an der Schule zu sprechen. Verköstigt wurden alle Anwesenden mit Häppchen und Getränken von der Hauswirtschaft des DHG.