Portrait DHG
Allgemeines zum Landesgymnasium mit Internat
Geschichte Annette von Droste-Hülshoff Seminargebäude Reithof Torkelgebäude Turnhalle Der Baumeister
Das Droste-Hülshoff-Gymnasium ist ein Landesgymnasium mit Internat und Aufbauzügen. Schulträger ist das Land Baden-Württemberg. Mit seiner überschaubaren Größe bietet das DHG eine besondere familiäre Atmosphäre in weit über den Bodensee sichtbaren historischen Gebäuden. Neben dem klassischen achtjährigen Gymnasium ermöglichen wir insbesondere Schülerinnen und Schülern der Werkrealschule, Realschule und Gemeinschaftsschule, aber auch anderer Gymnasien einen siebenjährigen und einen dreijährigen Aufbauzug zum allgemeinbildenden Abitur.
Zur Geschichte der Schule
Das staatliche Aufbaugymnasium Meersburg, das 1986 den Namen „Droste-Hülshoff-Gymnasium“ erhalten hat, befindet sich seit 1952 in historischen Gemäuern.
Das Gebäude hat eine über 250-jährige Tradition. Es wurde 1735 vom Konstanzer Fürstbischof Johann Franz Schenk von Stauffenberg als Priesterseminar eröffnet. Nach der Auflösung des Bistums Konstanz wurde das Priesterseminar nach St. Peter im Schwarzwald verlegt (1827).
In Meersburg wurde ein katholisches Lehrerseminar des Großherzogtums Baden eingerichtet. In den Jahren 1925 bis 1937 folgen die private Aufbaurealschule “Meerstern” und die staatliche Aufbaurealschule. Während der Zeit des Nationalsozialismus diente das Gebäude bis April 1945 als Reichsfinanzschule. Nach dem 2. Weltkrieg war es als Pädagogium wieder für die Lehrerbildung bestimmt. Seit 1953 ist in diesem Gebäude das staatliche Aufbaugymnasium Meersburg untergebracht.
Annette von Droste-Hülshoff
Der Bezug zu Annette von Droste-Hülshoff ist nicht zufällig. Geboren am 10. Januar 1797 auf Schloss Hülshoff bei Münster/Westfalen, starb sie am 24. Mai 1848 in Meersburg und wurde hier begraben. Die Schriftstellerin verbrachte seit 1841 bis zu ihrem Tod die meiste Zeit in Meersburg, entweder bei ihrer Schwester Jenny und ihrem Schwager Joseph von Lassberg in der alten Burg oder im sogenannten Fürstenhäusle (heute Droste-Museum), das sie 1843 käuflich erworben hatte. In Meersburg entstand ein bedeutender Teil ihres Werkes.
Weitere Informationen über die Namensgeberin unserer Schule finden Sie auf der Webseite derAnnette von Droste-Gesellschaft e.V.
Die historischen Gebäude des DHG
Das Seminargebäude (Rotes Haus)
Es wurde in den Jahren 1725 – 1735 vom Konstanzer Fürstbischof Johann VIII. Franz Schenk von Stauffenberg (1704 – 1740) als Priesterseminar errichtet. Planer und Baumeister des vierflügeligen Gebäudes war bis 1730 der damalige fürstbischöfliche Kammerrat Christoph Gessinger (1670 – 1735). Nach seiner Flucht in die Schweiz wegen angeblicher finanzieller Ungereimtheiten vollendete der Ludwigsburger Kreisbaumeister Leonhard Frey nach längerem Stillstand 1734/35 den Bau.
1735 wird das Seminar erstmals mit 100 Alumnen belegt. Nördlich des Gebäudes wurde ein Hof angelegt, der in der Verlängerung der schon seit 1724 bestehenden sieben Reihenhäuser für Bedienstete des Bischofs auf dem Sentenhard von verschiedenen Ökonomiegebäuden umgeben war. So wohnte dort der Rebmann des Seminars, es gab Schweineställe, ein Torkelgebäude, Lagerräume und einen späteren Anbau mit Waschküche. Westlich des Seminars schloss sich der Seminargarten an, den Kardinal Franz Conrad von Roth (1750 – 75) später ummauern und mit einem Springbrunnen und zwei Gartenhäuschen ausstatten ließ. In die Zeit dieses Fürstbischofs fiel auch eine große Baumaßnahme. 1763 – 65 ließ er die ursprünglich in östlicher Verlängerung des Gebäudes gelegene Kapelle in den zum See hin liegenden Südtrakt einbauen. Diese Kapelle zum Hl. Borromäus ist seither das Schmuckstück des Seminars. Baumeister war Franz Anton Bagnato, Giuseppe Appiani schuf die Deckenfresken und die Apostelbilder und der Goldschmied Franz Ignaz Baur den berühmten Silberaltar. Dieser befindet sich heute allerdings im Priesterseminar St. Peter / Schwarzwald, wo die Theologen der Erzdiözese Freiburg eine Heimstätte fanden, nachdem sie 1827 das Meersburger Seminar verlassen hatten und nach Freiburg im Breisgau und dann 1842 nach St. Peter verlegt wurden. 1872 kommt das einige Jahre zuvor renovierte Gebäude in staatlichen Besitz, bis dahin gehörte es dem Meersburger Priesterhausfonds. Anlässlich dieses Besitzwechsels dürfte auch die bei jüngeren Bauarbeiten wieder aufgetauchte Schulfahne entstanden sein. 1900 wurde das Seminar modernisiert. Es erhielt eine Zentralheizung, Bade- und Duscheinrichtungen und elektrische Beleuchtung.
In den Jahren 1965 – 1973 musste das Gebäude grundlegend renoviert werden, denn der nach außen so massiv wirkende Barockbau drohte auf der Südseite den Steilhang des Weinbergs hinabzurutschen. Im Inneren wurde das Gebäude fast völlig neu gestaltet; Kapelle und Speisesaal wurden einer sorgfältigen Renovierung unterzogen, die Küche ganz neu eingerichtet und anstelle der alten Schlafsäle und Klassenzimmer entstanden schülergerechte Wohn-, Arbeits- und Schlafräume. Der alte Brunnen im Innenhof wich einer modernen Anlage. Der nordöstliche Ökonomieteil wurde im Herbst 1963 abgerissen und im Zuge der Sanierungsarbeiten in den Jahren 1965-69 entstanden Garagen und Lehrerwohnungen. Das Seminargebäude diente nun verstärkt als Internat. Die Schule fand ihren Platz im Reithof.
In den Jahren 2001/02 wurden dann im Seminar der Sanitär- und Elektrobereich und der Brandschutz modernen Vorschriften angepasst.
Reithof
Das Gebäude, das 1760 erbaut wurde und ursprünglich des Fürstbischofs Stallungen, Reithalle, Zeughaus und Kutschenremisen enthielt, beherbergte nach einer grundlegenden Renovierung und einem Umbau in barockem Stil zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Weinbaudomäne Meersburg (das heutige Staatsweingut), bis 1955 die Sparkasse, die Meersburger Volksschule und auch Lehrerwohnungen. Es wurde 1964/65 auf seiner Nordseite völlig und auf der Ost- und Westseite teilweise abgerissen. Auf dem alten Grundriss entstand in den alten Bauformen und -maßen der heutige, durchgehend zweigeschossige Reithof, der Klassenräume, Fachräume, Lehrerzimmer, Bücherei und die Verwaltungsräume enthält. Die westliche Hälfte des langgestreckten Baukomplexes wird noch vom Staatsweingut genutzt.
Das Torkelgebäude
Als weiteres Gebäude nutzt die Schule das am Schlossplatz gelegenen Torkelgebäude. Von seiner ursprünglichen Nutzung durch die Weinbaudomäne ist noch der Name erhalten. In der Renovierungsphase 1965 – 1973 dienten die Unterrichtsräume vorübergehend als Notquartier für Küche, Keller und Speisesaal und wurden anschließend wieder als Klassenräume genutzt. Nach einer einjährigen Generalsanierung 1999/2000 steht das Gebäude dem Schulbetrieb wieder zur Verfügung. Es enthält nun vier Klassenzimmer, zwei Arbeitsräume für den Bereich Bildende Kunst und das Fotolabor.
Die Turnhalle
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die „Leibeserziehung“ im Unterricht eine größere Bedeutung. Dies fand 1900 seinen Niederschlag im Bau einer Turnhalle mit einem Musikpavillon auf westlicher Seite vor dem Nordbau anstelle einer Holzremise und des Schweinestalls. Über der Turnhalle befand sich ein großer Schlafsaal. In der Renovierungsphase wurde 1968 nördlich vom Reithof auf dem ehemaligen Hofgarten und späteren Domänenhof eine etwas tiefer gelegte neue Sporthalle mit äußerem Kleinsportfeld gebaut. Die sog. alte Turnhalle wurde nach 1973 abgerissen. Auf der Nordseite des Seminars entstand nun ebenfalls ein Kleinsportfeld.
Christoph Gessinger
Mönch, Schreiner, Baumeister, Kammerrat, Weinhändler, Konvertit – diese Begriffe umreißen eine ungewöhnliche Karriere am bischöflichen Hof von Meersburg im 18. Jahrhundert.
Christoph Gessinges Herkunft und Lebensende bleiben verschwommen. Er soll etwa um 1670 unehelich geboren worden sein und aus der Gegend um Köln stammen. Erst durch seinen Eintritt als Laienbruder in das Benediktinerkloster Isny wird er aktenkundig. Vom Schreiner, der Aufträge auch außerhalb des Klosters annimmt, entwickelt er sich zum Künstler und Architekten. Im Jahre 1705 wird er von Fürstbischof Franz Schenk von Stauffenberg als Architekt und Bauleiter angestellt. Sein erstes Bauwerk ist das Meersburger Neue Schloss. Auch das Neue Schloss in Tettnang ist sein Werk. Gesellschaftlich macht er Karriere, er steigt auf vom Baumeister zum Kammerrat. Er wird in diplomatischen Missionen als Vertrauensmann des Fürstbischofs an fremden Höfen tätig. Höhere Bildung, ungemeine Belesenheit und gründliche theologische Kenntnisse kennzeichnen ihn. Daneben scheint er auch einen ausgeprägten Geschäftssinn
gehabt zu haben, was sich in seiner erfolgreichen Tätigkeit als Weinhändler niederschlug.
Diese Karriere erleidet dann plötzlich in einer weiteren scheinbar erfolgreichen Schaffensphase ein überraschendes Ende: Der Neubau (Baubeginn 1725) des Meersburger Seminars gerät 1730 wegen Geldmangels ins Stocken. Gessinger verlässt fluchtartig Meersburg und setzt sich in die Schweiz ab. Der etwa Sechzigjährige findet Aufnahme und Schutz in Zürich, tritt aus seinem Orden aus und konvertiert zum Protestantismus. Die Gründe für dieses Verhalten sind nicht gänzlich klar. Die anfänglich gegen den Baumeister erhobenen Vorwürfe der finanziellen Unterschlagung wurden nach einer eingehenden Prüfung durch die bischöfliche Verwaltung nicht mehr erhoben. Gessinger betonte dagegen mehrfach, dass eine Hofintrige gegen ihn stattgefunden habe. Die Ursache für seinen Weggang dürfte wohl eine Verbitterung über die Zurücksetzung sein, die er am Hofe erfahren musste. Das ehemals enge Verhältnis zum Fürstbischof hatte sich gelockert, wodurch Gessinger keinen maßgeblichen Einfluss mehr
auf den um 70-jährigen hatte. Dazu kam die in ihm allmählich gewachsene pietistisch-protestantische Überzeugung,die mit dem katholischen Hofleben kollidierte und vielleicht auch zu Angst vor der Inquisition führte.
Christoph Gessinger stirbt 1735 in Bern. Da er sein Kloster verließ, wurde sein Name aus der Liste der Klosterbrüder getilgt und seine Personalakten vernichtet. Auch scheint kein Portrait überliefert zu sein.
Sehr ausführliche Informationen über Christoph Gessinger und den fürstbischöflichen Meersburger Hof im 18. Jahrhundert finden Sie in dem Aufsatz von Dr. Eberhard Achtermann „Wege und Abwege des Bruders Christoph Gessinger“, in: Staatl. Aufbaugymnasium Meersburg (Hg.), Seminar Meersburg 1735 – 1985. Beiträge zur 250-Jahrfeier, Stockach 1985, S. 21 – 34.